Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie

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Die Politik in der Kultur und den Medien der Weimarer Republik

28.08.2019—30.08.2019 | Jena

In der Wahrnehmung der Weimarer Republik im In- und Ausland dominierten lange Zeit zwei sehr unterschiedliche Topoi: In politikgeschichtlicher Perspektive war sie die belastete Republik, deren Demokratie auf fatale Weise „scheiterte“. Ihr didaktischer Wert bestand letztlich nur darin, dass die junge Bundesrepublik aus all ihren angeblichen „Fehlern“ die richtigen Lehren ziehen konnte. In kulturgeschichtlicher Perspektive galt die Weimarer Republik dagegen schon immer als Zeit des Aufbruchs, des Experimentierens und als Phase einer enormen künstlerischen, kulturellen und intellektuellen, aber auch wissenschaftlichen und technischen Produktivität. Das Bauhaus wurde in diesem Zuge zum Signum des guten, modernen Weimar und beide zusammen zum Exportschlager – wie sich auch derzeit an den Feierlichkeiten zu dessen 100jährigen Gründung zeigt.
In den vergangenen Jahren hat sich besonders in der ersten Sichtweise viel verändert. Der Aufbruch in die Demokratie und die Weimarer Verfassung werden mittlerweile als mutige und ambitionierte Schritte in der deutschen Demokratiegeschichte betrachtet. Nicht nur die Gegner und Zerstörer der Republik rücken ins Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern auch ihre Vertreter und Verteidiger.
Diese Ansätze wollen wir auf der diesjährigen Nachwuchstagung mit der Betrachtung der reichen Kunst-, Kultur- und Medienlandschaft zusammenbringen. Wie politisch waren Kunst und Kultur der Zeit? Gab es angesichts der starken Polarisierung überhaupt die Möglichkeit, ein „Unpolitischer“ (Th. Mann) zu bleiben? Wie wurden die politischen Gefechte der Zeit in die Kunst und Kultur übertragen? Welche Rolle spielte die Politik – bewusst oder unbewusst – in den Medienrevolutionen der Zeit (Radio, Kino, Fotojournalismus etc.)? Waren sich die Künstlerinnen und Künstler, die Intellektuellen und Medienschaffenden über den Wert und die Fragilität der Demokratie im Klaren? Welche politische Funktion maßen sie ihrem jeweiligen Tun bei? Wo sahen sie die Grenzen des Politischen und des politisch Tragbaren? Und umgekehrt: wie bediente sich die Politik bei Kunst, Kultur und Medien? Wie nahm der Staat an deren Pflege und Förderung teil, wie es die neue Verfassung forderte?
Diese und ähnliche Fragen wollen wir anhand laufender oder kürzlich abgeschlossener Forschungsprojekte diskutieren (Habilitation, Dissertation, Master, Staatsexamen). Willkommen sind biographische Arbeiten, Projekte zu einzelnen Medien oder Kunstströmungen, zu Institutionen und Organisationen der Kultur- und Medienlandschaft und dergleichen mehr. Vertreterinnen und Vertreter aller relevanten sozial-, geschichts- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen sind herzlich eingeladen, wenn in dem vorgeschlagenen Vortrag bzw. Forschungsprojekt die Frage nach der dezidiert politischen Dimension des Untersuchungsgegenstandes gestellt wird.
 
Die Dokumentation der Beiträge in einem Tagungsband in der Reihe „Weimarer Schriften zur Republik“ ist vorgesehen. Im Rahmen der Tagung ist auch eine Besuch im "Haus der Weimarer Republik. Forum für Demokratie" geplant.
 
Weitere Information zur Tagung finden Sie hier.
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Ein Projekt des Weimarer Republik e.V. mit freundlicher Unterstützung

Glossar

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis der verwendeten Literatur:

ADGBAllgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AEGAllgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA-BundGeneral Free Federation of Employees
AVUSAutomobil-Verkehrs- und Übungsstraße
BMWBayrische Motorenwerke
BRTBruttoregistertonne
BVPBayerische Volkspartei
CenterZentrumspartei
DAPDeutsche Arbeiterpartei
DDPDeutsche Demokratische Partei
DNTDeutsches Nationaltheater
DNVPDeutsch-Nationale Volkspartei
DVPDeutsche Volkspartei
KominternCommunist International
KPDKommunistische Partei Deutschlands
KVPKonservative Volkspartei
MSPDMehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands
NSNationalsozialismus
NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nazipartei
NVNationalversammlung
O.C.Organization Consul
OHLOberste Heeresleitung
RMReichsmark
SASturmabteilung; Brownshirts
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
SSSchutzstaffel
StGBPenal Code
UfAUniversum Film Aktiengesellschaft
USPDUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPDVereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZentrumDeutsche Zentrumspartei
[AB]August Baudert: Sachsen-Weimars Ende. Historische Tatsachen aus sturmbewegter Zeit, Weimar 1923.
[AS]Axel Schildt: Die Republik von Weimar. Deutschland zwischen Kaiserreich und „Drittem Reich“ (1918-1933), hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2009.
[BauerBauer, Kurt, Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall, u.a. Wien 2008.
[BihlBihl, Wolfdieter, Der Erste Weltkrieg 1914 - 1918. Chronik - Daten - Fakten, Wien 2010.
[BüttnerBüttner, Ursula, Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933, Stuttgart 2008.
[DNV]Die Deutsche Nationalversammlung im Jahre 1919 in ihrer Arbeit für den Aufbau des neuen deutschen Volksstaates, hrsg. v. Ed.[uard] Heilfron, Bd. 1 bis 6, Berlin [1919].
[Ebert/Wienecke-JanzEbert, Johannes/Wienecke-Janz, Detlef, Die Chronik. Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute, Gütersloh/München 2006.
[EK]Eberhard Kolb: Die Weimarer Republik, 3. überarb. u. erw. Aufl., München 1993.
[EtzoldEtzold, Hans-Rüdiger, Der Käfer II. Die Käfer-Entwicklung von 1934 bis 1982 vom Urmodell zum Weltmeister, Stuttgart 1989.
[GG]Gitta Günther: Weimar-Chronik. Stadtgeschichte in Daten. Dritte Folge: März 1850 bis April 1945 (Weimarer Schriften, Heft 33), Weimar 1987.
[GrüttnerGrüttner, Michael, Das Dritte Reich 1933-1945 (= Bd. 19, Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte), Stuttgart 2014.
[HildebrandHildebrand, Klaus, Das Dritte Reich, 7. Aufl., München 2010.
[Kessler Tgbb]Harry Graf Kessler. Tagebücher 1918-1937, hrsg. von Wolfgang Pfeiffer-Belli, Frankfurt a. M und Leipzig 1996.
[KittelKittel, Erich, Novembersturz 1918. Bemerkungen zu einer vergleichenden Revolutionsgeschichte der deutschen Länder, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 104 (1968), S. 42-108.
[KolbKolb, Eberhard, Die Weimarer Republik, 7. durchges. und erw. Aufl., München 2010.
[NiedhartNiedhart, Gottfried, Die Außenpolitik der Weimarer Republik, 2. aktualisierte Aufl., München 2010.
[O/S]Manfred Overesch/ Friedrich Wilhelm Saal: Die Weimarer Republik. Eine Tageschronik der Politik, Wirtschaft, Kultur, Düsseldorf 1992.
[Overesch/SaalOveresch, Manfred/Saal, Friedrich Wilhelm, Die Weimarer Republik, Eine Tageschronik der Politik, Wissenschaft Kultur, Augsburg 1992.
[PeukertPeukert, Detlef, Die Weimarer Republik. Krisenjahre der Klassischen Moderne, Frankfurt a.M. 1987.
[PK]Paul Kaiser: Die Nationalversammlung 1919 und die Stadt Weimar (Weimarer Schriften, Heft 16), Weimar 1969.
[PM]Paul Messner: Das Deutsche Nationaltheater Weimar. Ein Abriß seiner Geschichte. Von den Anfängen bis Februar 1945 (Weimarer Schriften, Heft 17), Weimar 1985.
[ThHB]Thüringen-Handbuch. Territorium, Verfassung, Parlament, Regierung und Verwaltung in Thüringen 1920 bis 1995, hrsg. von Bernhard Post und Volker Wahl, Redaktion Dieter Marek (Veröffentlichungen aus Thüringischen Staatsarchiven, Bd. 1), Weimar 1999.
[TofahrnTofahrn, Klaus W., Chronologie des Dritten Reiches. Ereignisse, Personen, Begriffe, Darmstadt 2003.
[UB]Ursula Büttner: Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933. Leistungen und Versagen in Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, Stuttgart 2008.
[VU]Volker Ullrich: Die Revolution von 1918/19, München 2009.
[WinklerWinkler, Heinrich-August, Weimar 1918-1933. Die Geschichte der Ersten deutschen Demokratie, München 1993.
[WirschingWirsching, Andreas, Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, 2. erw. Aufl., München 2010.

(zusammengestellt von Dr. Jens Riederer und Christine Rost, bearbeitet von Stephan Zänker)