Weimarer Republik beim Kunstfest
Das Jubiläumsjahr 2019 prägt auch das Kunstfest Weimar: Gleich mehrere Veranstaltungen des international bekannten Festivals für zeitgenössische Kultur beschäftigen sich mit der Gründung der Weimarer Republik vor 100 Jahren. Zur Festival-Eröffnung gab es im Deutschen Nationaltheater an zwei Tagen ein opulentes „Reichstags-Reenactment“, bei dem am 21. und 22. August Schauspieler, prominente Politiker und Weimarer Bürger Reden aus der Nationalversammlung vortrugen. Das mutige Experiment geriet zu einem vollen Erfolg: Das Haus war streckenweise voll besetzt, das Auditorium lauschte aufmerksam und staunte über die Aktualität der Texte. Immer wieder kam es zu Szenenapplaus, wenn etwa Grundsätzliches zu Demokratie, Verfassung oder Frauenrechten gesagt wurde. Eine historische Lehrstunde von besonderer Qualität. Zuvor hatte sich das Publikum auf dem Theaterplatz versammelt, um den Auszug der Nationalversammlung im August 1919 darzustellen.
Begleitet wurde das Reenactment von Workshops, die der Weimarer Republik e.V. gemeinsam mit dem Kunstfest initiiert hatte. Fast 100 Jugendliche und junge Erwachsene beschäftigten sich in sieben Gruppen mit Grundrechten und Staatszielen der Weimarer Reichsverfassung, etwa mit Meinungsfreiheit, Staat und Religion oder Gleichberechtigung der Geschlechter. Dabei wurde deutlich, wie aktuell diese Themen sind und wie hoch daher die Relevanz der Weimarer Verfassung auch heute noch ist.
Am 26. August schließlich startete ein weiteres Kunstfest-Projekt, an dem der Weimarer Republik e.V. beteiligt ist: eine Stummfilm-Retrospektive im Lichthaus-Kino unter dem Motto „Schock der Freiheit“, bei dem Filme präsentiert werden, die im Jahr 1919 in den Weimarer Kinos liefen. Ein Projekt, das in besonderer Weise einen Blick in die Bilderwelt der damaligen Zeit ermöglicht.
Unterdessen erobert sich der Künstlergarten seinen Platz in der Weimarer Veranstaltungsszene zurück: Das Außengelände des Hauses der Weimarer Republik dient aktuell wieder als Festivalzentrum des Kunstfests und wurde dafür ertüchtigt und per Türöffnungen mit dem Gebäude verbunden. Damit steht ein idealer Ort für Kultur und Bildung zur Verfügung, der schrittweise mit Leben erfüllt werden kann.