Kinokultur der Weimarer Republik
Das Kino war eines der großen kulturellen Phänomene der Weimarer Republik. Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte diese Form der Freizeitgestaltung ihren Durchbruch. Eine ganze Filmindustrie entstand – und ihre Produkte verlangten nach einer angemessenen Präsentation. Die bestehenden Vorführräume in Hinterhöfen und Gaststätten genügten dafür nicht mehr, deshalb wurden in Windeseile Filmtheater eröffnet, teilweise große Paläste mit Tausenden Sitzplätzen. Nicht nur in Berlin, sondern auch in der Provinz wurde das Kino zum Massenphänomen. Wie sich die Kinoarchitektur in jener Zeit veränderte, zeigt ab dem 20. Oktober eine Ausstellung im Kultur:Haus Dacheröden in Erfurt am Beispiel der größten Thüringer Stadt. Ob UfA-Palast, Union-Kino oder Alhambra – die Heimstätten der bewegten Bilder sind noch heute ein Begriff, auch wenn sie verschwunden sind oder andere Nutzungen erfahren. Historiker Dr. Steffen Raßloff hat ihre Geschichte beschrieben und in den Zusammenhang der ersten deutschen Demokratie und ihren kulturellen Aufbruch gestellt. Ergänzt werden die Informationstafeln durch Filmplakate aus jener Zeit, sie wurden von Prof. Patrick Rößler von der Universität Erfurt zur Verfügung gestellt. Projektinitiatoren sind die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Weimarer Republik e.V.
Die Vernissage der Ausstellung am vergangenen Samstag wurde in besonderer Weise gestaltet: Auf einer Leinwand war der expressionistische Kinofilm „Von morgens bis mitternachts“ nach dem Theaterstück von Georg Kaiser zu sehen. Begleitet wurde der Stummfilm vom Pianisten Emanuel Winter aus Weimar.
Die Ausstellung im Kultur:Haus Dacheröden ist bis zum 27. November zu sehen: mittwochs bis freitags von 12 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr.
www.herbstlese.de