Briefbombardement für Klemperer
Klemperer schreibt über seine Arbeit, die ihn auf Trab hält, und einer merkwürdigen Posse mit “der verrückten Rabinowitz”, die ihn mit Briefen überhäuft.
Volltext:
Donnerstag früh 7 Uhr 17/IV. 19
Die tollen Revolutionsbilder fasse ich heute in einem Tagebuch für Harms zusammen. – Meine private Beschäftigung in diesen Tage war 1) die völlige Erledigung des Korff-Referates (bis gestern Mittag), 2) leidenschaftlich viel Vorlesen aus dem hinreißenden Zola. Aus dem Hause kam ich gar nicht ... Die Affaire mit der verrückten Rabinowitz quält mich weiter; sie will (Briefbombardement!) ein Schiedsgericht, eine Art Glaubensgespräch, wo sie »öffentlich« mit dem »Abtrünnigen u. Verräter« verhandeln mag. Ich habe ihr bis jetzt durch Lerch antworten lassen; ich gebe es jetzt auf u. warte ab. Aber das Ganze peinigt mich. – Arbeits programm: heute Tagebuch der Revolution für Harms, von morgen ab Corneille. Aus dem roman. Seminar holte ich mir die Steinweg-Studien über Corn., auf die mich Voßler u. Lerch hinwiesen.
Quelle:
Nowojski, Walter (Hrsg.), Victor Klemperer. Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum. Tagebücher 1918 - 1924, Berlin 1966, S. 99 f.
Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Klemperer#/media/File:Klemperer--bild--um1930.jpg