Bildung der Republikanischen Soldatenwehr
Mit der Republikanischen Soldatenwehr versuchte der Stadtkommandant Otto Wels (MSPD) einen zuverlässigen, militärischen Schutz des Rates der Volksbeauftragten zu organisieren. Die Freiwilligentruppe setzte sich vorwiegend aus Anhängern der MSPD und USPD zusammen. Ob die Soldatenwehr jedoch auch auf bewaffnete Arbeiter schießen würde, welche mitunter die rot-rote Regierung bedrohten, war nicht sicher. Ihre Frontstellung verlief denn auch mehr nach rechts in Richtung der alten Offiziersstrukturen. Das eigene, revolutionär errungene Selbstorganisationsrecht der Mannschaften in Form der Soldatenräte war man nicht bereit aufzugeben, wie eine unten stehende Protestnote der Soldatenwehr verdeutlicht. Dass dies wiederum nicht ohne eine drastische Reaktion von Seiten des Offizierskorps bleiben würde, war bereits im Dezember 1918 absehbar.
Volltext 1:
Die republikanische Soldatenwehr
Die durch kriegsministerielle Verfügung vom 21.11.18 angeordnete Aufstellung der 10.000 Mann starken Republikanischen Soldatenwehr ist beendet. Diese Truppe hat die Aufgabe, die Ruhe und Ordnung in Berlin aufrechtzuerhalten.
Die im Dienste der Republikanischen Soldatenwehr stehenden Mannschaften tragen feldgraue Friedensuniform mit roter Armbinde, auf der sich in schwarzem Druck die Aufschrift „Republikanische Soldatenwehr“ und eine besondere Nummer für jeden Soldaten befindet.
Außerdem besitzt jeder Mann der Soldatenwehr eine rote Ausweiskarte, deren Nummer mit der Armbinde übereinstimmt. Die Ausweiskarte ist mit dem Stempel der Kommandantur, der Photographie des Inhabers und der Unterschrift des Kommandanten versehen.
Sämtliche Mannschaften der Republikanischen Soldatenwehr tragen Schusswaffe und Seitengewehr.
gez. [Otto] Wels
Volltext 2:
Ein Protest der republikanischen Soldatenwehr
Zu dem Bericht über die Versammlung aktiver Unteroffiziere am 5. Dezember im Zirkus Busch veröffentlichen die Soldatenräte der republikanischen Soldatenwehr für Groß-Berlin eine Erklärung. Sie erklären darin:
daß sie für Ruhe und Ordnung einstehen,
daß sie die Revolution mit allen Kräften verteidigen,
daß sie für Ordnung und Selbstdisziplin in den eigenen Reihen sorgen,
daß sie keine militärische Sondergruppierungen von Unteroffizieren und Offizieren anerkennen,
daß sie gegen jeden Versuch, die durch die Revolution erkämpften Menschenrechte der Soldaten zu beschneiden, sich energisch wehren werden.
Die Erklärung wendet sich dann weiter in sehr scharfen Worten gegen die Sondergründung der aktiven Unteroffiziere, die von vornherein auf die Kameradschaft der übrigen Soldaten zu verzichten scheinen. Sie weist darauf hin, daß in Reih und Glied mit den Soldaten der republikanischen Soldatenwehr viele Hundert ehemalige Unteroffiziere jeden Grades stehen. „Wir sind heute Kameraden und nichts als Kameraden.“ Zur Gründung einer besonderen Sicherheitstruppe von Unteroffizieren liege kein Anlaß vor. Besonderer Protest erhoben wird gegen die angebliche Aeußerung des Vorsitzenden Suppe: „Wir lassen uns nicht von Strolchen kommandieren.“ Es wird erwartet, daß der Herr Suppe seitens des Kommandanten Wels, auf dem diese Redewendung schließlich haften bleiben würde, die gebührende Antwort erteilt.
Quelle 1:
Freiheit Nr. 45 / Jg. 1 vom 9.12.1918 (Abend)
In: http://fes.imageware.de/fes/web/
Quelle 2:
Freiheit Nr. 46 / Jg. 1 vom 10.12.1918 (Morgen)
In: http://fes.imageware.de/fes/web/
Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Wels#/media/File:Otto_Wels.jpg