DNVP: Unser heiliges Banner liegt im Staub! Hebt es wieder empor!
Auch die DNVP gab allgemeine Wahlrichtlinien für ihre Anhänger aus, worin gleich zu Beginn die starke Ablehnung der Rechtskonservativen gegenüber der Revolution und dem Friedensschluss klar werden. In Spannung hierzu steht das grundsätzliche Bekenntnis zur Demokratie und zur Arbeit der Nationalversammlung. Man werde zwar weiterhin an der Monarchie festhalten, aber zum Wohle des Vaterlandes auch in einer anderen Staatsform mitarbeiten. Diese Spannung wird sich im Laufe der Jahre verschärfen, auch da die DNVP keinen Weg finden wird, um sich mit der Revolution als historischer Tatsache abzufinden.
Volltext:
Unser Vaterland blutet nach Kriegsnot und Niederlage aus tausend Wunden. Unsere ruhmbedeckten Fahnen, an die auch in diesem Kampf gegen eine Welt von Feinden Sieg auf Sieg sich geheftet hat, liegen im Staube. Das deutsche Kaisertum, das Werk der großen Hohenzollern und Bismarcks, ist zerbrochen, der stolze Bau des Reiches zertrümmert. Wehrlos sind wir dem Willen unbarmherziger Feinde preisgegeben.
Die Revolution hat statt eines Friedens der Verständigung unsere völlige Unterwerfung gebracht und rückt den Frieden selbst noch in weitere Ferne. Statt der verheißenen Freiheit gab sie uns Klassendiktatur und unerträgliche Willkür, statt des versprochenen Brotes schwerste Hungergefahr, statt fruchtbarer Arbeit gefährlichste Zerrüttung unserer Finanzen und unserer ganzen Wirtschaft. Nach außen wie im Innern drohen uns Auflösung und Vernichtung.
Vieles, was uns heilig und teuer war, ist unwiederbringlich dahin. Aber wir dürfen dem Verlorenen nicht untätig nachtrauern, wenn nicht Deutschland unrettbar zugrunde gehen soll.
Wir dürfen es nicht und wollen es nicht. Wir wollen unser Volk aufrufen zu neuem Lebens- und Zukunftswillen!
In der tiefen Not dieser Tage bekennen wir uns ungebeugten Mutes zu dem aus heißer Liebe geborenen Glauben an die unzerstörbare Lebenskraft des deutschen Volkes und des deutschen Gedankens. Dieser Glaube wird die Grundlage unseres politischen Schaffens sein. In ihm wollen wir unsere Herzen und Hände stark machen zu opferbereiter, entschlossener Arbeit am Wiederaufbau des deutschen Staates und Volkstums. Mt denen des nationalen Gedankens sollen die lebendigen Kräfte des Christentums in unserem Volke wirken und fruchtbar werden; von ihrer Vereinigung erwarten wir eine Durchdringung unseres gesamten öffentlichen Lebens mit sozialen Gesichtspunkten, reichen Segen für Schule und Kirche, Gesellschaft und Familie.
Gegenüber den Gefahren und Nöten des Augenblicks verlangen wir:
Reichseinheit aller Stämme und Gebiete auf föderalistischer Grundlage: Schutz und Erhaltung unserer bedrohten Grenzmarken in Ost, Nord und West: Schutz für die vertriebenen und bedrängten Auslandsdeutschen.
Schutz der persönlichen und politischen Freiheit und des Privateigentums, wirksame Sicherung gegen bolschewistische Umtriebe; sofortige Beseitigung jeder Willkürherrschaft; gleiches Recht für alle.
Unterlassung jeder weiteren Eingriffe in unseren politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Rechtszustand während der Dauer der provisorischen Regierung.
Beseitigung der wirtschaftlichen Unordnung und finanziellen Mißwirtschaft; strengste Sparsamkeit; öffentliche Finanzkontrolle.
Unbedingte Freiheit der Wahlen zur Nationalversammlung und ihrer Vorbereitung.
Wir sind überzeugt, daß auch in der neuen demokratischen Verfassung Deutschlands eine monarchische Spitze als ein über den Parteien stehender persönlicher Faktor der Stetigkeit des politischen Lebens, der geschichtlich gewordenen Eigenart unseres Volkes wie der politischen Zweckmäßigkeit entspricht. Wir werden aber in jeder durch die Nationalversammlung geschaffenen Staatsform für das Wohl des Vaterlandes mitarbeiten und unsere politischen Auffassungen zur Geltung zu bringen suchen.
Wir hoffen, daß unsere deutschen Brüder in Österreich, deren Bedrängnisse wir wie unsere eigenen empfinden, im Anschluß an das Deutsche Reich Sicherheit für ihr nationales Dasein gewinnen werden.
Mit unauslöschlichem Dank im Herzen grüßen wir unsere tapferen, unbesiegt heimkehrenden Krieger, denen wir ein wohnliches Heim und eine gesicherte Existenz schaffen wollen.
Durch ihre bewundernswerten Leistungen in der Kriegszeit hat die deutsche Frau sich ein volles Anrecht auf die Mitwirkung n der Gestaltung unseres öffentlichen Lebens erworben. Wir heißen die Frauen als gleichberechtigte Mitarbeiter an der Wiederaufrichtung unseres Volkes herzlich willkommen.
Auf einer von nationalem Geiste erfüllten Jugend, die sich frühzeitig ihrer Verantwortung gegenüber dem Ernste der Zeit bewußt wird, ruht die Zukunft unseres Volkes. Das Streben und die Bedürfnisse der deutschen Jugend werden bei uns verständnisvolle Würdigung und Förderung finden.
Mit diesen Zielen und Gedanken tritt die Deutschnationale Volkspartei vor das deutsche Volk.
Deutsche Männer, deutsche Frauen! Legt alle mit Hand an, auf daß die Seele unseres Volkes bewahrt werde vor Zerstörung der christlichen, sittlichen und nationalen Kräfte in Gesellschaft, Schule und Familie, sein Leib vor Erkrankung durch Kommunismus oder Vernichtung durch Bolschewismus! Klärt die Irrenden auf, rüttelt die Gleichgültigen wach, sammelt die Säumigen und Zaghaften! Weckt neuen Lebenswillen im deutschen Volke, damit es nicht in dem Abgrunde versinkt, an dem es schon steht!
Es geht um alles! Um euch selbst, um das Glück eurer Kinder und Kindeskinder!
Es geht um eine heilige Sache!
Um das Dasein und die ganze Zukunft unseres geliebten Vaterlandes!
Quelle:
Ursachen und Folgen, Bd. 3, S. 205f.
Bild:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ae/Plakat_Lasst_die_alten_Fahnen_wehn_1932.jpg