Konrad Adenauer an der Spitze einer "Westdeutschen Republik"?
Dem späteren Bundeskanzler und damaligen Oberbürgermeister des besetzten Kölns wurde verschiedentlich der Vorwurf gemacht 1919 eine seperatistische Abspaltung des Rheinlands vorangetrieben zu haben. Der hiesige Aufruf ranghoher Verwaltungsbeamte des besetzten Gebietes - unter dem Vorsitz Adenauers - verdeutlicht jedoch, dass im Gegensatz zu den linksradikalen Räterepubliken in München, Braunschweig und Bremen eine "Westdeutsche Republik" als verfassungstreuer Teil des Reiches verstanden wurde.
Volltext:
Wir unterzeichneten Vertreter des rheinischen Volkes im besetzten preußischen Gebiet erheben lauten und feierlichen Einspruch gegen die in der ausländischen Presse zutage tretenden Bestrebungen auf Loslösung des linken Rheinufers oder einzelner seiner Teile von Deutschland. Wir stützen uns auf das in der ganzen Welt anerkannte Selbstbestimmungsrecht der Völker und verlangen, mit unseren Stammesgenossen im Deutschen Reich vereint zu bleiben.
Da die Teilung Preußens ernstlich erwogen wird, übertragen wir dem von uns gewählten Ausschuß [d.i. der „Wesdeutsche Politische Ausschuß“ von 8 Abgeordneten von Zentrum, MSPD und Liberalen unter Vorsitz von Adenauer, Anm.] die weitere Bearbeitung der Pläne auf Errichtung einer Westdeutschen Republik im Verbande des Deutschen Reiches und auf dem Boden der von der Deutschen Nationalversammlung zu schaffenden Reichsverfassung.
Quelle:
Kölnische Zeitung, Nr. 91 vom 2.2.1919
In: Ursachen und Folgen, Bd. 3, S. 146f.
Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Adenauer#/media/File:Bundesarchiv_B_145_Bild-F078072-0004,_Konrad_Adenauer.jpg