Haben Sie schon über Investitionen ins Kunstgeschäft nachgedacht?
Thomas Mann kalkuliert seine zukünftigen Arbeitsschritte voraus. Anschließend berichtet er von einem Kaufangebot, um Geld vor einer vermeintlich drohenden Enteignung verschwinden zu lassen. Immerhin sind ja nun die Sozialisten an der Macht.
Volltext:
Freitag den 24.1.
Ich beendete eben den Abschnitt » Schwester - Schwesterchen«. Es sind bisher rund gerechnet 400 Hexameter zusammen gekommen, und diese werden ungefähr die Hälfte des Ganzen betragen. Die tägliche Durchschnittsleistung bleiben 20 Verse. Danach wäre, günstigen Falles, nur noch mit einer Arbeitsdauer von 3 Wochen zu rechnen. - Gestern waren Vikko (und) Frau zum Thee da. Abends Richter. Er schlug vor, uns den Ankauf eines von Luxussteuer freien, kostbaren kleinen Bildes zu vermitteln, um etwa dreißigtausend Mark vor der Enteignung verschwinden zu lassen: Niederländischer Meister, Bildnis Margarethens v. Parma, Anfang des 16. Jahrhunderts, das bisher berühmten Sammlungen angehörte und eine durchaus sichere Anlage bedeuten soll. Das neuartige Abenteuer reizt mich. R. wurde beauftragt, an den Besitzer, z. Z. in Berlin, zu telegraphieren. – Heute lange Depesche der Presseabteilung des Reichsamtes für wirtschaftliche Demobilisation, wegen Aufklärungs-Artikel zur Verhütung wirtschaftlichen Niederbruchs. Gebiete nicht über die Argumentation, muß aber wohl irgend etwas aufsetzen. – Da ich nach Tische als Film-Begutachter aufs Polizei-Präsidium muß, geht K. statt meiner zu Gosch. Abends ist Geselligkeit bei Löhrs.
Quelle:
de Mendelssohn, Peter (Hrsg.), Thomas Mann. Tagebücher 1918-1921, Frankfurt am Main 1979, S. 138.