Jenaer Volksblatt: "Gnesen von den Polen besetzt!"
In der Provinz Posen breitete sich der polnische Aufstand weiter aus. Stolz berichtet das Jenaer Volksblatt von 50 Jenaer Freiwilligen, die auf dem Weg nach Osten seien. Das 100-jährige Jubiläum des Aufstandes ist Gegenstand umfangreicher Feierlichkeiten im heutigen Polen, während das Ereignis auf deutscher Seite kaum Interesse weckt. Insgesamt starben im Posener Aufstand etwa 4x so viele Menschen wie im Berliner Januaraufstand.
Volltext:
In Gnesen haben die Polen, wie aus polnischer Quelle gemeldet wird, ohne Blutvergießen die Infanterie- und Dragoner-Kaserne besetzt und die Verwaltung der Stadt übernommen. Am Sonntag kam eine Abteilung des Heimatschutzes aus Bromberg an, welche die Uebergabe der Stadt Gnesen forderte. Es entspann sich ein kurzer Feuerkampf, bei dem es einige Tote auf beiden Seiten gab. Darauf wurden Verhandlungen eingeleitet, welche damit endeten, daß die Deutschen sich verpflichteten, Gnesen und Umgebung zu verlassen, während die Polen die Hälfte des eroberten Kriegsmaterials herausgaben. Die Gefangenen wurden freigelassen. Verschiedene kleine Städte, wie Schrimm, Czempin usw. wurden auf Grund friedlicher Vereinbarungen in polnische Verwaltung übernommen.
Auch die Stadt Rasel soll sang- und klanglos in polnische Hand gefallen sein.
Der „Vorwärts“ schreibt: Es ist die allerhöchste Zeit, dass sich genügend starke Truppenteile unter einheitlichem Befehle nach Osten in Marsch setzen und die Polen nicht nur wieder zurückdrängen, sondern ihnen die Waffen abnehmen und ihre Organisationen auflösen. Insbesondere ist es notwendig, die Stadt und Festung Posen unter allen Umständen wieder in unsere Hand zu bringen.
[…]
Stadt und Land
Eine Freiwilligen-Abteilung von 50 Mann, bestimmt für den gegen die anmaßenden Polen operierenden deutschen Heeresverband (5. Armee), konnte in den letzten Tagen auch in Jena zusammengestellt werden. Am Donnerstagabend dampfte die Freischar, vom Scheitel bis zur Sohle neu gekleidet, vom Weimar-Geraer Bahnhofe [d.i. der heutige Bahnhof Jena West, Anm.] nach dem Osten ab. Die frischen, kräftigen Soldatengestalten, aus deren Augen Begeisterung und froher Mut leuchteten, machten einen sehr guten Eindruck. – Erfolgreiche Tat und glückliche Heimkehr!
Quelle:
Jenaer Volksblatt Nr. 3 / Jg. 30 vom 4.1.1919
In: https://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jpvolume_00353102
Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Posener_Aufstand_(1918%E2%80%931919)#/media/File:Pomnik_Powsta%C5%84c%C3%B3w_Wlkp_Pozna%C5%84_detal.jpg