Die Zeit steht still ohne Eva
Klamperer beklagt die Abwesenheit seiner Frau Eva und hat wenig Antrieb. Er versucht dennoch seinen Alltag zu leben.
Volltext:
Sonnabend Nachm. ½ 6. 19 Juli.
Heute habe ich wieder den schlechtesten Arbeitstag. Mühsam buchstabiere ich mich durch ein paar Petrarcaseiten, lese ich ein paar Blätter in Morfs Überblick u. Voßlers Habil.-Schrift. Die Zeit steht still, ich bin müde u. fühle mich unbrauchbar.
[...] Die Abendpost ließ mich im Stich, nachdem ich gestern von E. auf einmal Brief vom 15. u. 16. gehabt. Wenn sie nur mit dem Knie erst besser daran wäre. Und wenn ich nur erst wieder bei ihr wäre. Die Einsamkeit erdrückt mich ... Ich will ihr jetzt schreiben, u. dann ein paar Notizen zu Petr.-Briefen machen. -
Quelle:
Nowojski, Walter (Hrsg.), Victor Klemperer. Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum. Tagebücher 1918 - 1924, Berlin 1966, S. 152.
Bild:
https://fr.wikipedia.org/wiki/Victor_Klemperer#/media/Fichier:Bundesarchiv_Bild_183-12190-0005,_Victor_Klemperer.jpg