Jetzt klauen sie auch noch die Blumen!
Die Greifenhagener Kreiszeitung macht sich Sorgen. Es werden Blumen vom Friedhof geklaut. Um solch schändliche Taten in Zukunft zu verhindern, sei die Wachsamkeit aller Bürger gefragt, aber auch mehr Wachpersonal könnte helfen.
Volltext:
Die Friedhofsdiebstähle auf dem hiesigen Kirchhofe nehmen kein Ende trotz der wiederholten eindringlichen Warnungen seitens der Behörden und trotz mehrfacher Geißelung dieser Schandtaten durch unser Blatt. Wie uns heute durch abermals von einem solchen rohen Vergehen betroffenen Leidtragenden mitgeteilt wird, sind erst gestern wieder 2 Gräber ihres Blumenschmuckes beraubt worden. Ferner wurden von 2 anderen Grabhügeln 2 wertvolle Rosensträuße, die liebende Kinder, welche die Reise von Berlin nicht gescheut hatten, um die Gräber ihrer teuren Toten am Geburtstage des Verewigten damit zu schmücken, entwendet, wenige Stunden nach ihrer Niederlegung auf die Hügel. Tränen des Zornes ob solcher niederträchtiger Roheit mischten sich hier mit den Tränen des Schmerzes. Angesichts dieser andauernden Grabschändungen muß die Einwohnerschaft zur Selbsthilfe schreiten und rücksichtslos gegen jede etwa bei solcher Freveltat betroffene Person einschreiten. - Alle Kirchhofbesucher aber sollten Leute, die mit Blumensträußen oder auch einzelnen Blumen in den Händen vom Friedhofe kommen, scharf ins Auge fassen und verdächtig Erscheinende zur Rede stellen. An die Kirchhofsverwaltung aber möchten wir im Interesse der Allgemeinheit die Bitte richten, durch Anstellung einer geeigneten Persönlichkeit - vielleicht eines Kriegsbeschädigten - für entsprechenden Schutz der Ruhestätten unserer Toten zu sorgen.
Quelle:
Greifenhagener Kreiszeitung Nr. 76 vom 3.7.1919
In: http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/kalender/auswahl/date/1919-07-03/26824255/
Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gryfino#/media/Datei:Pommern_Kr_Greifenhagen.png