Thomas Mann spielt Domino
Mann schreibt größtenteils vom Tag zuvor. Er besuchte ein Kriegsschiff und wurde Zeuge einer enthusiastischen Stimmung unter den Matrosen. Später spielte er noch Domino. Ein “Normaltag” für Mann.
Volltext:
Freitag den 25. VII., Glücksburg. (Nachm.)
Vergaß gestern den Besuch auf dem Hochsee-Torpedo unter Führung des prächtigen Obermaats zu erwähnen. Übrigens ersetzen meine Briefe an K. ein Tagebuch. Die Kapelle des Kriegsschiffes, das seine gute Verfassung propagandistischer Weise spazieren fährt, konzertierte gestern Abend im Kurgarten und endete mit »Deutschland, Deutschland«, was die Kurgesellschaft mitsang. Darauf wurden die Matrosen mit Hallo und Hurra zur Brücke geleitet. Widerspruchsvolle Zustände. Fischer hatte zum Abendessen eine Flasche Mosel kalt stellen lassen. Man trank auf K.'s Wohl. Nachher wurde Domino gespielt, was ich seit meinen römischen Tagen nicht mehr gethan. Ich gewann 52 Points, da mir das Spiel zwar nicht mehr erinnerlich, aber doch nicht unbekannt war. - Heute Normaltag. Schrieb an K., war mit Fischer im Ort, wo ich den Kakao aufgab. - Es ist empfindlich kalt.
Quelle:
de Mendelssohn, Peter (Hrsg.), Thomas Mann. Tagebücher 1918-1921, Frankfurt am Main 1979, S. 283.