April 1919
7. April
Ausrufung der Räterepublik in München [VU]
8. – 14. April
Zweiter (und letzter) Reichsrätekongress (ohne KPD) in Berlin mit dem Beschluss, die Arbeiter- und Soldatenräte dem Staatsapparat zu unterstellen. [UB]
9. April
33. Sitzung der Nationalversammlung 13.25 – 16.37 Uhr
Bericht von Reichsfinanzminister Schiffer (DDP) über die Einnahmen- und Ausgabenposten im „Gesetz betr. die Feststellung des Reichshaushaltsplanes und des Haushalts der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1919“. [DNV, Bd. 3, S. 105-126]
Rücktritt der am 18. November 1918 berufenen „Sozialisierungskommission“ wegen unüberwindlicher Differenzen mit der Reichsregierung. [UB]
10. April
34. Sitzung der Nationalversammlung 10.52 – 13.32 u. 15.50 – 18.37 Uhr
Bericht von Reichministerpräsident Scheidemann (SPD) über den Abschluss der Verhandlungen über die Landung polnischer Truppen in Danzig, anschließend Forderungen nach einem gerechten Frieden.
Erklärung von Reichsaußenminister Graf Brockdorff-Rantzau über den ungünstigen Verlauf der Friedensverhandlungen (Verlust von Elsaß-Lothringen, Besetzung von Danzig, drohender Verlust von Nordschleswig u.a.) sowie Begründung des Etats für ein zu vergrößerndes Auswärtiges Amt, anschließend - statt Haushaltdebatte - politische Grundsatzdebatte zwischen DVP und USPD. [DNV, Bd. 3, S. 127-180]
Der Berliner Architekt Walter Gropius wird rückwirkend zum 1. April als Direktor der Hochschule für bildende Kunst nach Weimar berufen.
11. April
35. Sitzung der Nationalversammlung 13.26 – 18.47 Uhr
Beantwortung verschiedener Anfragen durch Beauftragte der Reichsregierung: Kostenübernahme von Plünderungsschäden in Leipzig durch das Reich; Enteignung des Fürstbischofs von Breslau durch die Tschechoslowakische Regierung; Internierung einzelner Truppenteile im Ausland; angebliche geplante Schließung von Universitäten in einigen Einzelstaaten; bessere Versorgung der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen sowie Bekämpfung von Agrarplünderungen.
Beratung und Ablehnung des Gesetzes zur Einführung der Sommerzeit, da Energiespareffekte strittig sind. Beratung und einstimmige Annahme des „Gesetzes über die Ausbildung von Kriegsteilnehmern zum Richteramt“, d.h. deren Zulassung auch nach einem kriegsbedingt verkürzten Jurastudium. Beratung und einstimmige Annahme des „Gesetzes betr. Änderung des Kriegssteuergesetzes vom 21. Juni 1916“. [DNV, Bd. 3, S. 181-220]
12. April
36. Sitzung der Nationalversammlung 10.28 – 14.10 Uhr
Beratung des „Gesetzes über die Regelung der Kaliwirtschaft“ mit ausführlicher Debatte über die Ziele und Folgen einer Sozialisierung des Kalibergbaus. [DNV, Bd. 3, S. 221-247]
Walter Gropius bewirkt die Vereinigung der Hochschule für bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule zum „Staatlichen Bauhaus in Weimar“, in dem er die Trennung von Kunst und Handwerk beseitigen möchte. Als Bauhausmeister wirken u.a. Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Gerhard Marcks.
Offizielle Gründung des Reichsverbands der Deutschen Industrie in Berlin. [UB]
14. April
37. Sitzung der Nationalversammlung 14.22 – 18.48 Uhr
Auf Anfrage des Bayerischen Staatsministers des Innern Erhard Auer (SPD) zur Verbesserung der Ernährungslage Bericht von Reichsernährungsminister Robert Schmidt (SPD) über Maßnahmen u.a. gegen „Schleichhandel“, „Zuckernot“, die Preissteigerungen durch Streiks (bes. der Bankangestellten und Bergarbeiter), über die bevorzugte Versorgung der Großstädte, Erhöhung der Lebensmitteleinfuhren, die Anhebung des Mehl-Quantums und Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung von Eiern. Anschließend Debatte, insbes. über die Berechtigung der anhaltenden Streiks. [DNV, Bd. 3, S. 248-292]
15. April
38. Sitzung der Nationalversammlung 9.50 – 14.52 Uhr
Beantwortung verschiedener Anfragen durch Beauftragte der Reichregierung:
Befürchtungen der Beamten nach Abstufung ihrer Teuerungszulagen; Bekämpfung der Wohnungsnot u.a.
Beratung des „Gesetzes zur Festlegung des 1. Mai als Nationalfesttag“ mit Debatte zwischen USPD und DVP um den 9. November als Feiertag (Beginn der Novemberrevolution), Vorschlag des Zentrums für einen „Buß- und Trauertag“. Der 1. Mai 1919 soll gefeiert werden „als eine Volkskundgebung für politischen und sozialen Fortschritt, für einen gerechten Frieden, für die sofortige Befreiung der Kriegsgefangenen, für Räumung der besetzten Gebiete und für die volle Gleichberechtigung im Völkerbunde“. Eine endgültige Feiertagsregelung wird verschoben.
Beratung und Annahme des „Gesetzes über eine vereinfachte Form der Gesetzgebung für die Zwecke der Übergangswirtschaft“, d.h. Ermächtigung der Reichsregierung zum Erlass von Verordnungen zur Entlastung der NV.
Beratung und Annahme des „Gesetzes über die Regelung der Kaliwirtschaft“ nach ausführlicher Debatte. [DNV, Bd. 3, S. 293-332]