Juni 1919
14. - 15. Juni
In Weimar werden Flugblätter der Kommunisten gegen die Reichsregierung verbreitet. [PK]
16. Juni
Die Alliierten fordern die deutsche Regierung ultimativ zur Annahme des Versailler Friedensvertrages auf. [EK]
17. - 18. Juni
In Weimar befreit der Vizefeldwebel Schwärtz auf eigene Faust etwa 60 Militärgefangene und liefert sich mit den Schutztruppen der NV ein Feuergefecht. [PK]
20. Juni
Regierungskrise wegen der Weigerung der DDP-Minister und des Reichsministerpräsidenten Scheidemann (SPD), den Friedensvertrag zu unterschreiben. Das „Kabinett Scheidemann“ tritt zurück. [EK]
21. Juni
Neuer Reichsministerpräsident wird Gustav Bauer (SPD), Reichsminister des Auswärtigen Hermann Müller (SPD), Reichsminister der Finanzen Erzberger (Z), Reichsminister des Innern Eduard David (SPD), Reichsschatzminister Wilhelm Mayer (Z), Reichswirtschaftsminister Rudolf Wissell (SPD), Reichsernährungsminister Robert Schmidt (SPD), Reichswehrminister Gustav Noske (SPD), Reichsarbeitsminister Alexander Schlicke (SPD), Reichspostminister Johann Giesberts (Z), Reichsminister für Verkehrswesen Johannes Bell (Z), Reichsjustizminister (kommissarisch) Unterstaatssekretär Heinrich Delbrück (SPD). [EK; DNV, Bd. 3, S. 408]
22. Juni
40. Sitzung der Nationalversammlung 12.19 – 16.22 Uhr
Erklärung der neuen Reichsregierung: Verurteilung und Protest gegen den Versailler Friedensvertrag, aber auch Forderung an alle Fraktionen, die Sachlage mit rückhaltlosem Ernst zu prüfen, statt taktische Parteiinteressen zu verfolgen.
Die Anerkennung von Artikel 227 bis 230 (Auslieferung von Kriegsverbrechern, einschließlich des ehem. Kaisers Wilhelm II.) und Artikel 231 (Kriegsschuld Deutschlands und seiner Verbündeten) wird versagt. Nach Debatte – zustimmende Wortmeldungen von SPD, USPD und Zentrum, ablehnende von DDP, DVP und DNVP – Annahme der alliierten Friedensbedingungen mit 237 Ja-Stimmen von 381 abgegebenen Stimmen (bei 138 Nein-Stimmen, 5 Enthaltungen und einer ungültigen Stimme). Zudem spricht die Nationalversammlung der neuen Regierung das Vertrauen aus (mit 235 Ja-Stimmen, 89 Nein-Stimmen, 69 Enthaltungen und einer ungültigen Stimme, bei 394 abgegebenen Stimmen). [DNV, Bd. 3, S. 406-459]
Über der Stadt Weimar werden Flugzettel als Protest gegen die Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrages abgeworfen. [PK]
23. Juni
41. Sitzung der Nationalversammlung 14.56 – 15.15 u. 16.35 – 17.41 Uhr
Reichministerpräsident Bauer (SPD) verliest die Antwortnote der Entente, in der diese die eingeschränkte Annahme des Friedensvertrages durch die NV vom Vortag als unzureichend ablehnt und eine bedingungslose Annahme ohne Vorbehalt binnen 24 Stunden fordert. Das „Kabinett Bauer“ befürwortet die bedingungslose Unterzeichnung und lässt darüber abstimmen: eine große Mehrheit der Abgeordneten stimmt zu; danach Unterbrechung der Sitzung.
Verlesung eines "Aufrufes an das deutsche Heer", in dem die NV "für die opfervolle Verteidigung der Heimat" dankt und die Truppen um Loyalität bittet.
Beratung und einstimmige Annahme des "Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes gegen Steuerflucht vom 26. Juli 1918". Beratung und Annahme des „Gesetzes betr. die weitere vorläufige Regelung des Reichshaushalts und des Haushalts der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1919“. Beratung und einstimmige Annahme des "Gesetzes über den Eintritt der Freistaaten Bayern und Baden in die Biersteuergemeinschaft." [DNV, Bd. 3, S. 460-472]
24. Juni
42. Sitzung der Nationalversammlung 10.24 – 11.10 Uhr
Beantwortung diverser Anfragen durch Beauftragte der Reichsregierung: Fehlende Anmeldeformulare für Lederkleinhändler in Bayern; Erhöhung der Quartiergelder für Grenzschutztruppen in Sachsen; Preisberechnung von Kuhhäuten; zu geringe Familienunterstützung für Kriegsteilnehmer u.a.
Beratung und einstimmige Annahme des "Gesetzes über die Landeskrankenkassen, Kassenangestellten und Ersatzkassen" (u.a. zur Gleichstellung der Beschäftigten in der Landwirtschaft). [DNV, Bd. 3, S. 474-481]
28. Juni
Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen der Entente und dem Deutschen Reich in Versailles durch Reichsaußenminister Hermann Müller (SPD) und Reichsverkehrsminister Johannes Bell (Zentrum).
Auf dem Weimarer Marktplatz findet eine Protestkundgebung gegen die Annahme des Friedensvertrages statt. [EK; PK]
30. Juni – 5. Juli
10. Kongress der Freien Gewerkschaften in Nürnberg mit Gründung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB). [UB]