März 1920
10. März
General von Lüttwitz fordert vom Reichspräsidenten ultimativ die Rücknahme des Auflösungsbefehls für die Freikorps. Zudem fordert er vorgezogene Wahlen des Reichspräsidenten und des Reichstages. Am nächsten Tag wird General von Lüttwitz abgesetzt.
[Overesch/Saal, S. 93]
12. März
Ein von Reichsfinanzminister Matthias Erzberger angestrengtes Beleidigungsverfahren gegen den DNVP-Politiker Karl Helfferich, der Erzberger die Vermischung seiner privaten Interessen und seiner beruflichen Tätigkeit nachsagte, endet mit einem milden Urteil für den Angeklagten Helfferich. Zudem bestätigt das Gericht die teilweise inhaltliche Richtigkeit der Anschuldigungen. Erzberger tritt noch am selben Tag vom Amt des Finanzministers zurück.
Dies bedeutete zugleich ein Sieg für die rechten Kräfte, die in Erzberger einen „Novemberverbrecher“ und „Erfüllungspolitiker“ sahen.
[Kolb, S. 39]
13. - 17. März
Eine Gruppe von rechtsextremen Putschisten um den preußischen Verwaltungsbeamten Wolfgang Kapp und den Offizier Walther von Lüttwitz, der zugleich als „Vater der Freikorps“ bezeichnet wird, versucht die Regierungsgewalt zu übernehmen. Durch den Einsatz der Marinebrigade Erhardt gelingt es den Putschisten die Reichsregierung aus Berlin zu vertreiben, Berlin unter ihre Kontrolle zu bringen und Kapp zum neuen Reichskanzler zu ernennen. Innerhalb der Reichswehr ist lediglich General Walther Reinhardt zum Widerstand gegen den Staatsstreich entschlossen. Der Chef des Truppenamtes General Hans von Seeckt schließt ein Eingreifen der Reichswehr, mit dem berühmten Zitat „Truppe schießt nicht auf Truppe“, aus. Dass der Putsch letztlich dennoch scheitert, liegt vor allem an dem Generalstreik, dem Widerstand der Arbeiterschaft und der abwartenden Haltung der Ministerialbürokratie, die sich weigert den Befehlen der Putschisten Folge zu leisten. Am 17.03. sind Kapp und Lüttwitz gezwungen Berlin zu verlassen und den Aufstand zu beenden.
[Kolb, S. 40-41]
März-April
Die im Zuge des Kapp-Putsches formierten Arbeiterverbände bleiben auch nach dem Ende des Putsches bestehen und sorgen ihrerseits für Unruhe. So richten sich die Selbstschutzeinheiten der Arbeiter in Sachsen und Thüringen gegen Freikorps und Reichswehrverbände und im Ruhrgebiet bildet sich eine „Rote Armee“ aus Arbeitern. Die Regierung setzt Freikorps und Reichswehr, die ihre zweifelhafte Loyalität noch während des Kapp-Putsches bewiesen haben, ein, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Dies gelingt erst nach mehrwöchigen Kämpfen, die auf beiden Seiten mit brutalen Mitteln ausgefochten werden.
[Kolb, S. 41-42]
Auf Seiten der extremen Rechten entscheidet man, dass weitere Staatsstreiche aussichtslos seien, solange sich die Reichswehr neutral verhält. Aus diesem Grund werden in der Folgezeit verschiedene Geheimbünde gegründet, die die Republik mittels politisch motivierter Morde, auch „Fememorde“ genannt, zu destabilisieren suchen. So gründet sich im Jahr 1920 die Organisation Consul (O.C.), deren Mitglieder vor allem aus der Marine-Brigade Erhardt stammen. Die Organisation ist für zahlreiche Attentate auf Weimarer Politiker verantwortlich.
[Wirsching, S. 12-13]
26. März
Die Reichsregierung und die preußische Staatsregierung treten am selben Tag, infolge des Kapp-Putsches und der Arbeiteraufstände zurück. Am 27. März wird unter Reichskanzler Hermann Müller eine neue Regierung aus SPD, DDP und Zentrum gebildet.
[Overesch/Saal, S. 95]