Juni 1922
4. Juni
Auf Philipp Scheidemann wird ein Blausäure-Attentat verübt, das er nur aufgrund günstiger Umstände überlebt. Scheidemann steht zwar seit längerem nicht mehr im Fokus der Reichspolitik, dennoch ist er aufgrund seiner Ausrufung der Republik am 09. November 1918 eine verhasste Symbolfigur rechter Kreise.
[Büttner, S. 190]
12. Juni
Der "selbsternannte Reichskanzler" Wolfgang Kapp stirbt in Untersuchungshaft in Leipzig. Kapp litt an Krebs und starb an den Folgen einer Augenoperation.
[Overesch/Saal, S. 172]
24. Juni
Der Außenminister Walther Rathenau wird auf dem Weg von seiner Villa im Grunewald zum Auswärtigen Amt von einem überholenden Fahrzeug aus erschossen. Die Täter, Oberleutnant a.D. Erwin Kern und der Leutnant der Reserve Hermann Fischer, werden relativ schnell ermittelt und auf der Burg Saaleck bei Bad Kösen gestellt. Kern wird auf der Flucht erschossen und Fischer nimmt sich daraufhin selbst das Leben. Beide waren Mitglieder der Organisation „Consul“ und des deutschvölkischen „Schutz- und Trutzbundes“. Noch am selben Tag wird der DNVP-Politiker und Gegner Rathenaus, Karl Helfferich, von linken Reichstagsabgeordneten tätlich bedroht. Einen Tag später hält Reichskanzler Josef Wirth seine berühmt gewordene Rede, in der er sagt: „Da steht (nach rechts) der Feind, der sein Gift in die Wunde seines Volkes träufelt. Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: Dieser Feind steht rechts.“
[Winkler, S. 175]
26. Juni
Reichspräsident Friedrich Ebert erlässt ein Verordnung zum Schutz der Republik. Demnach sind Landesbehörden verpflichtet Kundgebungen zu verbieten, die gegen die Republik oder einzelne Regierungsmitglieder gerichtet sind.
[Overesch/Saal, S. 173]