Juli 1923
1. Juli
Ein Dollar kostet Anfang Juli 1923 160.400 Mark. Die sprunghaft ansteigende Inflation hat ihre Ursache in den enormen Kosten des Ruhrkampfes. Zum einen muss der Staat für die Besoldung und Gehaltszahlungen der streikenden Beamten und Arbeiter aufkommen und zum anderen können in dem besetzten und abgeriegelten Gebiet keine Steuern eingenommen werden. Zudem verzichtet die Regierung auf Steuererhöhungen und muss für den Ankauf von Kohle auf den Devisenvorrat zurückgreifen. All diese Faktoren beschleunigen die Geldentwertung und so wurde schnell deutlich, dass der „passive Widerstand“ nicht lang durchgehalten werden kann.
[Büttner, S. 780/Kolb, S. 52]
11. Juli
Nach offiziellen Angaben hat die Ruhrbesetzung und der "passive Widerstand" bisher 92 Menschenleben gekostet. Zudem wurden 70.000 Menschen aus dem Gebiet ausgewiesen und 169 Schulen beschlagnhamt, wovon 50.000 Schüler betroffen sind.
[Overesch/Saal, S. 199]
13. Juli
Hermann Ehrhardt, ehemaliger Führer der am Kapp-Putsch beteiligten Marine-Brigade Erhardt, kann aus der Untersuchungshaft in Leipzig fliehen.
[Overesch/Saal, S. 199]
30. Juli
Eine Gruppe von 30 Reichstagsabgeordneten der SPD-Fraktion um Paul Levi fordern den Rücktritt des Kabinetts Cuno und lehnen vorerst die Koaltionsunterstützung ab. Auch die ADGB-Führung spricht dem Reichskanzler in einer gemeinsamen Besprechung ihr Vertrauen ab.
[Overesch/Saal, S. 200]