Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie

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Personen - Who is who der Weimarer Republik

Gewerkschaften

Die Gewerkschaften erfuhren in der Weimarer Republik eine deutliche Aufwertung. Im Kaiserreich wurden sie noch verfolgt, Streiks verboten und zum Teil mit Polizeigewalt niedergeschlagen. Im Zuge der Novemberrevolution und aus Angst vor einer tieferen sozialen Umgestaltung boten die Unternehmer den Gewerkschaften eine Partnerschaft an. Das Stinnes-Legien-Abkommen, das sich aus den Protagonisten Hugo Stinnes (für die Arbeitgeber) und Carl Legien (für die Freien Gewerkschaften) herleitete, brachte den Achtstundentag und eine Mitbestimmung der Arbeitnehmer über Betriebsräte sowie die Einführung von Tarifverträgen. Es ist damit ein frühes Dokument der Sozialpartnerschaft und bildete eine wichtige Grundlage für das Wirtschaftsleben. Allerdings versuchte die Arbeitgeberseite in den nachfolgenden Krisenzeiten, die Inhalte des Abkommens zu verwässern. Die Gewerkschaftsbewegung wurde jedoch nicht dadurch, sondern am Ende der Republik durch die hohe Arbeitslosigkeit getrübt. Sie war auch in der Weimarer Republik in mehrere Richtungen gespalten: Es gab den ADGB (SPD-nah), die liberalen und die christlichen Gewerkschaften sowie die entsprechenden Organisationen der KPD und der NSDAP.

Carl Legien

(© Bundesarchiv SAPMO-BArch Y10-56100)

1861-1920

  • Gewerkschaftsfunktionär
  • Mitglied der Nationalversammlung
  • Unterzeichner des Stinnes-Legien-Abkommens 1919

Legien begann seine politische Karriere in den 1880er Jahren als SPD-Politiker und Gewerkschaftsfunktionär. 1890 wurde er Vorsitzender der Generalkommission der deutschen Gewerkschaften. Daneben arbeitete er in dem Sozialistischen Gewerkschaftsbund, der später in Internationaler Gewerkschaftsbund umbenannt wurde, dessen Präsident er 1913 wurde. Im Krieg setzte er sich für die Unterstützung der Kriegspolitik der Reichsleitung bei den Gewerkschaften ein, forderte aber auch ein Entgegenkommen vom Staat. In der Revolutionsphase nach dem Krieg handelte er mit dem Unternehmer Hugo Stinnes das Stinnes-Legien-Abkommen aus. Es gilt als Zäsur im deutschen Arbeitsrecht, da die Gewerkschaften erstmals als gleichberechtigter Tarifpartner anerkannt wurden. 1919 wurde Legien Mitglied der Nationalversammlung. Im Kampf gegen den Kapp-Putsch organisierte er den Generalstreik der Gewerkschaften. Daraufhin bot Ebert Legien das Amt des Reichskanzlers an, was Legien jedoch ablehnte. Kurz darauf verstarb er.

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Adam Stegerwald

(© Bundesarchiv N 1780 Bild-001-03)

1874-1945

  • Generalsekretär des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands 1903-1929
  • Vorsitzender des christlichen Deutschen Gewerkschaftsbundes 1919-1929
  • Mitglied der Nationalversammlung und des Reichstags
  • Preußischer Ministerpräsident März-November 1921
  • Fraktionsvorsitzender des Zentrums 1929
  • Reichsverkehrsminister 1929-1930
  • Reichsarbeitsminister 1930-1932

Stegerwald trat 1896 dem Zentrum bei und begann seine politische Karriere als Funktionär in christlichen Gewerkschaften. 1903 wurde er Generalsekretär des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands und behielt dieses Amt bis 1929 inne. Als christlicher Gewerkschafter übte er eine antibolschewistische Politik aus und versuchte ein Gegengewicht zu den Freien Gewerkschaften zu bilden. Parallel zu seiner Gewerkschaftstätigkeit übernahm er verschiedene Ämter in der preußischen Landesregierung, u.a. wurde kurzzeitig 1921 preußischer Ministerpräsident. 1929 übernahm er in Großen Koalition unter Reichskanzler Müller das Amt des Reichsverkehrsministers. In den Kabinetten Brüning wurde er zum Reichsarbeitsminister. Im Dritten Reich gehörte er als überzeugter Katholik zu den Gegnern des Regimes, rief aber zur Mäßigung auf, um Gegenmaßnahmen der Nationalsozialisten zu vermeiden.

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Ein Projekt des Weimarer Republik e.V. mit freundlicher Unterstützung

Glossar

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis der verwendeten Literatur:

ADGBAllgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AEGAllgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA-BundGeneral Free Federation of Employees
AVUSAutomobil-Verkehrs- und Übungsstraße
BMWBayrische Motorenwerke
BRTBruttoregistertonne
BVPBayerische Volkspartei
CenterZentrumspartei
DAPDeutsche Arbeiterpartei
DDPDeutsche Demokratische Partei
DNTDeutsches Nationaltheater
DNVPDeutsch-Nationale Volkspartei
DVPDeutsche Volkspartei
KominternCommunist International
KPDKommunistische Partei Deutschlands
KVPKonservative Volkspartei
MSPDMehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands
NSNationalsozialismus
NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nazipartei
NVNationalversammlung
O.C.Organization Consul
OHLOberste Heeresleitung
RMReichsmark
SASturmabteilung; Brownshirts
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
SSSchutzstaffel
StGBPenal Code
UfAUniversum Film Aktiengesellschaft
USPDUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPDVereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZentrumDeutsche Zentrumspartei
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(zusammengestellt von Dr. Jens Riederer und Christine Rost, bearbeitet von Stephan Zänker)