Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie

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Personen - Who is who der Weimarer Republik

Kirchen

Besonders die evangelischen Kirchen gerieten durch die Novemberrevolution in eine schwierige Lage. Durch die Einheit von Thron und Altar hatten die deutschen Fürsten zugleich als Kirchenoberhäupter in den einzelnen Ländern fungiert. Dieses System geriet nun ins Wanken. Die katholische Kirche, unter Bismarck noch stark verfolgt, hatte mit der Umwälzung weniger Probleme. Sie sah sich aber genauso antikirchlichen Initiativen ausgesetzt, die eine strikte Trennung von Staat und Kirche forderten. Insbesondere zur Schulfrage und zum Religionsunterricht entbrannten heftige Konflikte, vor allem in Preußen. Insgesamt beschleunigte sich in der Weimarer Republik der Trend der Säkularisierung und damit einhergehend der weitere Bedeutungsverlust der Kirchen.

Wilhelm Marx

(© Bundesarchiv Bild 146-1973-011-02)

1863-1946

  • Mitglied der Nationalversammlung und des Reichstages
  • Fraktionsvorsitzender des Zentrums
  • Parteivorsitzender des Zentrums
  • Reichskanzler 1923-1924 und 1926-1928
  • Ministerpräsident Preußens Februar-März 1925

Der Jurist Marx begann seine politische Karriere im Kaiserreich, trat in die Zentrumspartei ein und wurde 1910-1918 Reichstagsmitglied. Als erfahrener Politiker wurde er nach der Novemberrevolution in die Nationalversammlung und den Reichstag gewählt. Anfang der zwanziger Jahre strebte er den Rückzug aus der aktiven Politik an. Da die Zentrumspartei jedoch in kurzer Zeit mit Erzberger und Trimborn zwei zentrale Führungspersönlichkeiten verlor, entschied er sich für die Fortsetzung seines politischen Engagements. Zunächst wurde er mit dem Vorsitz über die Reichstagsfraktion und die Partei ausgestattet, im Krisenjahr 1923 übernahm er das Amt des Reichskanzlers und behielt es bis 1924 inne. Bei der Reichspräsidentenwahl 1925 unterlag er im zweiten Wahlgang nur knapp Paul von Hindenburg. 1926-1928 wurde er erneut zum Reichskanzler und war damit der Reichskanzler mit der längsten Dienstzeit in der Weimarer Republik. Dabei kam ihm vor allem seine vermittelnde und ausgleichende Persönlichkeit zugute, die bei vielen Entscheidungsprozessen von entscheidender Bedeutung war.

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Ludwig Kaas

(© Büro des Reichstags (Hg.): Reichstags-Handbuch 1928, Fotograf unbekannt, gemeinfrei)

1881-1952

  • Mitglied der Nationalversammlung und des Reichstages 1919-1933
  • Theologe

Kaas studierte in Trier Theologie und wurde nach seinem Abschluss in Rom zum Priester geweiht. Er erlangte den Doktorgrad in Philosophie und Theologie. 1905 begann er ein Studium des Kirchenrechts. Ab 1918 war er als Professor für Kirchenrecht an der Universität Trier tätig. 1917 wurde er zum kanonistischen Berater des päpstlichen Nuntius Eugenio Pacelli, der später Papst Pius der XII. werden sollte, in München und ab 1920 in Berlin. Sein enges Verhältnis zu Pacelli brachte ihm großen Einfluss in der katholischen Zentrumspartei ein. Ohne ernsthafte politische Ambitionen wurde er 1919 in die Nationalversammlung gewählt. Dort entwickelte Kaas aber ein starkes Interesse an Verfassungsfragen und der Politik und wurde so zum Reichstagsabgeordneten der Zentrumspartei. 1928 wurde er zum Parteivorsitzenden des Zentrums gewählt. Als Teil des gemäßigten rechten Flügels der Partei unterstützte er das Präsidialkabinetts Brünings. Er unterschätzte die Absichten der NSDAP und versuchte seine Partei von einer Zusammenarbeit mit Hitler zu überzeugen. Bei der Abstimmung zum Ermächtigungsgesetzt, setzte er sich für eine Zustimmung durch die Zentrums-Fraktion ein. So war er auch entscheidend an dem Konkordat zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl beteiligt. Er entschied sich ab 1933 dauerhaft in Rom zu bleiben.

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Otto Dibelius

(© Bundesarchiv, B 145 Bild-F005314-0028 / CC-BY-SA 3.0)

1880-1967

  • Evangelischer Theologe
  • Generalsuperintendent der Kurmark
  • Mitglied der DNVP
  • Mitglied der CDU (nach dem 2. Weltkrieg)
  • Vorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland (nach dem 2. Weltkrieg)

Nach einem Studium der Evangelischen Theologie und Philosophie wurde Dibelius 1902 in Gießen zum Dr. phil. und 1906 in Berlin zum Lic. Theol. promoviert. Ihm gelang innerhalb der Evangelischen Kirche ein rascher Aufstieg. Während des ersten Weltkriegs gehörte er zu den zahlreichen evangelischen Geistlichen, die sich in ihrem überstiegenen Nationalismus für die Kriegszielpolitik einsetzten. Nach dem verlorenen Krieg vertrat er die in nationalistischen und rechtskonservativen Kreisen weitverbreitete "Dolchstoßlegende" und stand der Republik kritisch gegenüber. Da seine politischen Ansichten in weiten Teilen der evangelischen Kirche geteilt wurden, konnte er seine Karriere dennoch fortsetzen. So stieg er 1925 zum Generalsuperintendenten der Kurmark im brandenburgischen Konsistorium in Berlin auf. Im selben Jahr trat der DNVP bei. 1930 veröffentlichte er die Schrift "Friede auf Erden?" in der er den Krieg ächtete und Unterstützung für Kriegsdienstverweigerer einforderte. Wenngleich er damit teilweise seine radikalen Gedanken revidiert, so gilt er dennoch als Beispiel für die distanzierte Haltung zur Republik innerhalb der Leitung der Evangelischen Kirche. Zwar sympathisierte Dibelius anfangs mit der NSDAP, trat aber im Zuge der Gleichschaltung der Evangelischen Kirche von seinen Ämtern zurück. Nach dem Krieg trat er in die CDU ein und wurde zum Vorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD).

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Ein Projekt des Weimarer Republik e.V. mit freundlicher Unterstützung

Glossar

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis der verwendeten Literatur:

ADGBAllgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AEGAllgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA-BundGeneral Free Federation of Employees
AVUSAutomobil-Verkehrs- und Übungsstraße
BMWBayrische Motorenwerke
BRTBruttoregistertonne
BVPBayerische Volkspartei
CenterZentrumspartei
DAPDeutsche Arbeiterpartei
DDPDeutsche Demokratische Partei
DNTDeutsches Nationaltheater
DNVPDeutsch-Nationale Volkspartei
DVPDeutsche Volkspartei
KominternCommunist International
KPDKommunistische Partei Deutschlands
KVPKonservative Volkspartei
MSPDMehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands
NSNationalsozialismus
NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nazipartei
NVNationalversammlung
O.C.Organization Consul
OHLOberste Heeresleitung
RMReichsmark
SASturmabteilung; Brownshirts
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
SSSchutzstaffel
StGBPenal Code
UfAUniversum Film Aktiengesellschaft
USPDUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPDVereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZentrumDeutsche Zentrumspartei
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[WirschingWirsching, Andreas, Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, 2. erw. Aufl., München 2010.

(zusammengestellt von Dr. Jens Riederer und Christine Rost, bearbeitet von Stephan Zänker)