Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie

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Personen - Who is who der Weimarer Republik

DVP-Plakat (© Bundesarchiv Plak 002-026-014)

DVP

Die Deutsche Volkspartei (DVP) wurde 1918 gegründet und ging aus der Nationalliberalen Partei hervor. Zunächst hatte es im Zuge der Novemberrevolution Bemühungen gegeben, alle liberalen Kräfte in einer Partei zu sammeln. Doch Rechtsliberale um Gustav Stresemann, der im Ersten Weltkrieg besonders lautstark für Annexionen eingetreten war, konnten in das Projekt nicht integriert werden. Sie standen zudem der neuen Republik sehr skeptisch gegenüber. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Stresemann jedoch zum "Vernunftrepublikaner" und schließlich als Reichskanzler und Außenminister zu einer der wichtigsten Stützen der Republik. Sein früher Tod 1929 beschleunigte den Niedergang der DVP.

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Gustav Stresemann

(© Archiv des Liberalismus)

1878-1929

  • Mitbegründer der Deutschen Volkspartei
  • Reichskanzler im Krisenjahr 1923
  • Reichsaußenminister und Friedensnobelpreisträger

Gustav Stresemann war Mitbegründer der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei. Aus dem anfänglichen Gegner der Republik entwickelte sich eine ihrer wichtigsten Stützen. Als Reichskanzler im Krisenjahr 1923 bewahrte er sie vor dem Untergang. Und als Außenminister sorgte er für einen Ausgleich mit Frankreich, wofür er 1926 den Friedensnobelpreis erhielt. Sein früher Tod 1929 bedeutete einen großen Verlust für die Demokratie.

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Hans von Raumer

(© Bundesarchiv Bild 183-2010-0225-502)

1870-1965

  • Reichstagsmitglied
  • Reichsschatzminister 1920-1921
  • Reichswirtschaftsminister 1923

Raumer zog als Vertreter der DVP 1920 in den Reichstag ein, dem er bis 1930 angehörte. Im selben Jahr seines Einzuges in den Reichstag wurde er zum Reichsschatzminister unter Reichskanzler Fehrenbach ernannt und war maßgeblich an den Verhandlungen zum Rapallo-Vertrag beteiligt. 1923 übernahm er in der Regierung Stresemann das Amt des Reichswirtschaftsministers. Während seiner Amtszeiten als Reichminster setzte er sich vor allem für die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Frankreich und der Sowjetunion ein.

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Julius Curtius

(© Bundesarchiv Bild 102-12369)

1877-1948

  • Reichstagsmitglied
  • Reichswirtschaftsminister 1926
  • Reichsaußenminister 1929-1931

Curtius wurde 1920 als Politiker der DVP in den Reichstag gewählt, dem er bis 1932 angehörte. In der Regierung Luther wurde er 1926 zum Reichswirtschaftsminister ernannt und setzte sich vor allem für die Stärkung der Exportindustrie ein und intensivierte die handelspolitischen Beziehungen mit der Sowjetunion. Nach dem Tod Stresemanns übernahm Curtius, zunächst nebenamtlich dann ausschließlich, das Amt des Reichsaußenministers. Ihm gelang es die Annahme des Young-Planes in Deutschland durchzusetzen. Aufgrund der gescheiterten deutsch-österreichischen Zollunion musste Curtius 1931 vom Amt des Reichsaußenministers zurücktreten.

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Karl Jarres

(© Bundesarchiv Bild 102-01175)

1874-1951

  • Reichstagsmitglied
  • Vizekanzler und Reichsinnenminister 1923-1924
  • Kandidat bei der Reichspräsidentenwahl 1925

Der promovierte Jurist Karl Jarres war im Kaiserreich Mitglied der Nationalliberalen Partei und wurde 1914 zum Oberbürgermeister Duisburgs gewählt. Er behielt das Amt bis 1933 inne. Im Anschluss an das Kriegsende und dem Zusammenbruch des Kaiserreichs trat er in die neugegründete DVP ein. Während der Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen widersetzte er sich gegen seine Zwangsausweisung und wurde daraufhin zu zwei Monaten Haft verurteilt. Sein passiver Widerstand gegen die Besatzer brachte ihm große Sympathien im Volk ein. Im November 1923 trat er als Vizekanzler und Reichsinnenminister in der Regierung Stresemann ein. Diese Ämter hatte er auch in den darauffolgenden Kabinetten Marx I und Marx II inne. Bei der Reichspräsidentenwahl 1925 erhielt er im ersten Wahlgang die meisten Stimmen, zog seine Kandidatur jedoch zugunsten Paul von Hindenburgs zurück. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zog er sich aus der aktiven Politik zurück und betätigte sich in der Wirtschaft.

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Hugo Stinnes

(© Bundesarchiv Bild 102-00030A)

1870-1924

  • Unternehmer
  • Mitbegründer des Rheinisch-Westfälischen-Elektrizitätswerks AG (RWE)
  • Reichstagsmitglied

Stinnes entstammte einer Unternehmerfamilie aus dem Ruhrgebiet. Im Alter von 23 Jahren machte sich Stinnes selbstständig und gründete mehrere erfolgreiche Unternehmen, die den bisherigen Familienbeitz bei Weitem übertrafen. Er orientierte sich beim Aufbau seines Konzerns an den amerikanischen Trusts, den Großunternehmen, und betrieb eine ähnlich aggressive Firmenpolitik, die auf stetige Vergrößerung zielte. Aufgrund der hohen Fremdfinanzierung seiner Unternehmen profitierte Stinnes von der massiven Geldentwertung während der Inflation, weshalb er auch "Inflationskönig" genannt wurde. Durch seine enorme wirtschaftliche Macht verfügte er auch über politischen Einfluss, den er besonders während des Ruhrkampfes 1923 geltend machte. Während der Novemberrevolution suchte Stinnes, aus Furcht vor einem sozialistischen Umsturz, einen Ausgleich mit den Gewerkschaften herzustellen und unterzeichnete 1918 mit dem Gewerkschafter Carl Legien das Stinnes-Legien-Abkommen. Darin wurden die Gewerkschaften als Vertretung der Arbeiterinteressen und gleichwertiger Tarifpartner anerkannt. Im Gegenzug sicherten die Gewerkschaften den Erhalt der freien Marktwirtschaft zu. Darüber hinaus zog Stinnes 1920 für die DVP in den Reichstag ein und war dort dem rechten Parteiflügel zugehörig. 1924 starb Stinnes an den Folgen einer Gallenblasenoperation. Bald darauf beginnt sein Unternehmen zu zerfallen.

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Ein Projekt des Weimarer Republik e.V. mit freundlicher Unterstützung

Glossar

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis der verwendeten Literatur:

ADGBAllgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AEGAllgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA-BundGeneral Free Federation of Employees
AVUSAutomobil-Verkehrs- und Übungsstraße
BMWBayrische Motorenwerke
BRTBruttoregistertonne
BVPBayerische Volkspartei
CenterZentrumspartei
DAPDeutsche Arbeiterpartei
DDPDeutsche Demokratische Partei
DNTDeutsches Nationaltheater
DNVPDeutsch-Nationale Volkspartei
DVPDeutsche Volkspartei
KominternCommunist International
KPDKommunistische Partei Deutschlands
KVPKonservative Volkspartei
MSPDMehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands
NSNationalsozialismus
NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nazipartei
NVNationalversammlung
O.C.Organization Consul
OHLOberste Heeresleitung
RMReichsmark
SASturmabteilung; Brownshirts
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
SSSchutzstaffel
StGBPenal Code
UfAUniversum Film Aktiengesellschaft
USPDUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPDVereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZentrumDeutsche Zentrumspartei
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(zusammengestellt von Dr. Jens Riederer und Christine Rost, bearbeitet von Stephan Zänker)