Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie

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Personen - Who is who der Weimarer Republik

Zentrum

Die Deutsche Zentrumspartei (Kurzbezeichnung: Zentrum) wurde 1869 als politische Interessenvertretung des deutschen Katholizismus gegründet. In der Weimarer Republik war sie ein wichtiger Stabilitätsanker, da sie von der SPD bis hin zur DNVP als koalitionsfähig galt. Allerdings stellte sich ihr innerparteiliches Spektrum als sehr breit dar, das Bekenntnis zur Demokratie blieb umstritten.

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Matthias Erzberger

(© Bundesarchiv Bild 146-1989-072-16)

1875-1921

  • Leiter der Waffenstillstandskommission
  • Reichsfinanzminister
  • 1921 ermordet

Matthias Erzberger trat zu Beginn des Ersten Weltkrieges noch für einen Siegfrieden ein, forderte später aber einen Frieden ohne Annexionen. Seine Friedensresolution fand 1917 im Reichstag eine Mehrheit. Im Oktober 1918 trat er in das Kabinett Max von Baden ein und wurde Chef der Waffenstillstandskommission. In dieser Eigenschaft unterzeichnete er am 11. November den Waffenstillstand. Im Kabinett Scheidemann war er Minister ohne Geschäftsbereich und trat hier für die Annahme des Versailler Vertrages ein, was ihm erbitterte Gegner einbrachte. Unter Reichskanzler Gustav Bauer wurde Erberger im Juni 1919 Reichsfinanzminister. Mit seinen Reformen legte er die Grundlage für das moderne deutsche Steuerwesen. Durch die stärkere Belastung von Vermögen wurde er jedoch zur Zielscheibe rechter Propaganda, gegen die er erfolglos klagte. Daraufhin trat er 1920 als Minister zurück. Ein Jahr später wurde er ermordet.

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Constantin Fehrenbach

(© Bundesarchiv Bild 146-2007-0187)

1852-1926

  • 1918 Präsident des Deutschen Reichstages
  • 1919 Präsident der Nationalversammlung
  • 1920-1921 Reichskanzler

Der Jurist Constantin Fehrenbach engagierte sich zunächst in der Lokal- und Regionalpolitik seiner Heimat Baden, bevor er 1903 für die Zentrumspartei Mitglied des Reiochstags wurde. Berühmtheit erlangte er 1913 durch eine mutige Rede für einen Verfassungsstaat und gegen das Militär als "Staat im Staate". Im Juni 1918 wurde er zum Reichstagspräsidenten gewählt. In der Novemberrevolution versuchte er, den gewählten Reichstag erneut einzuberufen, scheiterte damit jedoch am Veto des Rates der Volksbeauftragten. Im Februar 1919 wurde er zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt. Nach den Wahlen von 1920 übernahm er das Amt des Reichskanzlers, das er jedoch ein Jahr später wieder aufgab. Er protestierte entschieden gegen die politischen Morde rechtsextremer Gruppen und engagierte sich im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold.

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Joseph Wirth

(© Bundesarchiv Bild 146III-105)

1879-1956

  • 1920/21 Reichsfinanzminister
  • 1921/22 Reichskanzler
  • aktiver Gegner des Nationalsozialismus

Joseph Wirth war prominenter Vertreter des linken Flügels der Zentrumspartei. Er begrüßte die Novemberrevolution und brachte sich aktiv in die Gestaltung der Weimarer Republik ein. Nach dem Rücktritt Matthias Erzbergers wurde er zum Reichsfinanzminister berufen und arbeitete sich in die Reparationsthematik ein. 1921 wurde er mit 41 Jahren von Friedrich Ebert zum Reichskanzler berufen, nach dem Rücktritt des Kabinetts im Jahr darauf noch einmal. Wirth galt als Erfüllungspolitiker, der versuchte, eine Einigung mit den Siegermächtedn zu erreichen. Zugleich knüpfte er durch den Vertrag von Rapallo Bande mit der jungen Sowjetunion. Nach dem Mord an Walter Rathenau sprach er die berühmten Worte: "Der Feind steht rechts!" Engagiert setzte er sich gegen die Rechtswendung der Zentrumspartei ein, unterlag jedoch und ging 1933 ins Exil. Nach dem Krieg plädierte er für eine Wiedervereinigung Deutschlands und unterhielt enge Kontakte zur DDR.

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Wilhelm Marx

(© Bundesarchiv Bild 146-1973-011-02)

1863-1946

  • Mitglied der Nationalversammlung und des Reichstages
  • Fraktionsvorsitzender des Zentrums
  • Parteivorsitzender des Zentrums
  • Reichskanzler 1923-1924 und 1926-1928
  • Ministerpräsident Preußens Februar-März 1925

Der Jurist Marx begann seine politische Karriere im Kaiserreich, trat in die Zentrumspartei ein und wurde 1910-1918 Reichstagsmitglied. Als erfahrener Politiker wurde er nach der Novemberrevolution in die Nationalversammlung und den Reichstag gewählt. Anfang der zwanziger Jahre strebte er den Rückzug aus der aktiven Politik an. Da die Zentrumspartei jedoch in kurzer Zeit mit Erzberger und Trimborn zwei zentrale Führungspersönlichkeiten verlor, entschied er sich für die Fortsetzung seines politischen Engagements. Zunächst wurde er mit dem Vorsitz über die Reichstagsfraktion und die Partei ausgestattet, im Krisenjahr 1923 übernahm er das Amt des Reichskanzlers und behielt es bis 1924 inne. Bei der Reichspräsidentenwahl 1925 unterlag er im zweiten Wahlgang nur knapp Paul von Hindenburg. 1926-1928 wurde er erneut zum Reichskanzler und war damit der Reichskanzler mit der längsten Dienstzeit in der Weimarer Republik. Dabei kam ihm vor allem seine vermittelnde und ausgleichende Persönlichkeit zugute, die bei vielen Entscheidungsprozessen von entscheidender Bedeutung war.

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Franz von Papen

(© Bundesarchiv Bild 102-13534)

1879-1969

  • Deutscher Offizier, zuletzt Oberstleutnant
  • Militärattaché in Washington 1913-1915
  • Reichskanzler 1932
  • Wegbereiter Adolf Hitlers

Franz von Papen entstammte dem katholischen Adelsgeschlechts von Papen aus Westfalen. Auf eigenen Wunsch hin begann er eine Militärausbildung in einer Kadettenschule. 1913 trat er als Militärattaché in Washington D.C. den diplomatischen Dienst ein. Nach dem Beginn des Krieges beteiligte er sich auf Befehl der Reichsleitung an Spionage- und Sabotageakten, weshalb er auf Druck der amerikanischen Regierung von seinem Posten 1915 abgezogen wurde. Nach seiner Heimkehr kämpfte er zunächst als Offizier an der Westfront, wurde jedoch später in den Nahen Osten versetzt. Mit der Beendigung des Krieges beendete er zugleich seine militärische Laufbahn und begann sein politisches Engagement. Als Vertreter des rechten-monarchischen Flügels des Zentrums war er 1921-1932 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. Bei der Reichspräsidentenwahl 1925 trat er nicht für seinen Parteikollegen Marx ein, sondern sprach sich für den Kandidaten Hindenburg aus. Dies isolierte ihn innerhalb seiner eigenen Partei. Auf Vorschlag Schleichers wurde Papen 1932 von Hindenburg mit der Regierungsbildung beauftragt. Im November 1932 scheiterten seine Pläne den Reichstag auf unbestimmte Zeit aufzulösen und eine neue Verfassung zu erlassen an dem Widerstand des Reichswehrministers Schleicher. Schleicher gelang es Hindenburg von seiner Position zu überzeugen und wurde nach dem Rücktritt Papens selbst zum Reichskanzler. Anschließend nutzte Papen wiederum seine Kontakte zum Reichspräsidenten Hindenburg um für die Kanzlerschaft Hitlers zu werben. Im Kabinett Hitler wurde Papen 1933 zum stellvertretenden Reichskanzler.

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Adam Stegerwald

(© Bundesarchiv N 1780 Bild-001-03)

1874-1945

  • Generalsekretär des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands 1903-1929
  • Vorsitzender des christlichen Deutschen Gewerkschaftsbundes 1919-1929
  • Mitglied der Nationalversammlung und des Reichstags
  • Preußischer Ministerpräsident März-November 1921
  • Fraktionsvorsitzender des Zentrums 1929
  • Reichsverkehrsminister 1929-1930
  • Reichsarbeitsminister 1930-1932

Stegerwald trat 1896 dem Zentrum bei und begann seine politische Karriere als Funktionär in christlichen Gewerkschaften. 1903 wurde er Generalsekretär des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands und behielt dieses Amt bis 1929 inne. Als christlicher Gewerkschafter übte er eine antibolschewistische Politik aus und versuchte ein Gegengewicht zu den Freien Gewerkschaften zu bilden. Parallel zu seiner Gewerkschaftstätigkeit übernahm er verschiedene Ämter in der preußischen Landesregierung, u.a. wurde kurzzeitig 1921 preußischer Ministerpräsident. 1929 übernahm er in Großen Koalition unter Reichskanzler Müller das Amt des Reichsverkehrsministers. In den Kabinetten Brüning wurde er zum Reichsarbeitsminister. Im Dritten Reich gehörte er als überzeugter Katholik zu den Gegnern des Regimes, rief aber zur Mäßigung auf, um Gegenmaßnahmen der Nationalsozialisten zu vermeiden.

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Ein Projekt des Weimarer Republik e.V. mit freundlicher Unterstützung

Glossar

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis der verwendeten Literatur:

ADGBAllgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AEGAllgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA-BundGeneral Free Federation of Employees
AVUSAutomobil-Verkehrs- und Übungsstraße
BMWBayrische Motorenwerke
BRTBruttoregistertonne
BVPBayerische Volkspartei
CenterZentrumspartei
DAPDeutsche Arbeiterpartei
DDPDeutsche Demokratische Partei
DNTDeutsches Nationaltheater
DNVPDeutsch-Nationale Volkspartei
DVPDeutsche Volkspartei
KominternCommunist International
KPDKommunistische Partei Deutschlands
KVPKonservative Volkspartei
MSPDMehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands
NSNationalsozialismus
NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nazipartei
NVNationalversammlung
O.C.Organization Consul
OHLOberste Heeresleitung
RMReichsmark
SASturmabteilung; Brownshirts
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
SSSchutzstaffel
StGBPenal Code
UfAUniversum Film Aktiengesellschaft
USPDUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPDVereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZentrumDeutsche Zentrumspartei
[AB]August Baudert: Sachsen-Weimars Ende. Historische Tatsachen aus sturmbewegter Zeit, Weimar 1923.
[AS]Axel Schildt: Die Republik von Weimar. Deutschland zwischen Kaiserreich und „Drittem Reich“ (1918-1933), hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2009.
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[PK]Paul Kaiser: Die Nationalversammlung 1919 und die Stadt Weimar (Weimarer Schriften, Heft 16), Weimar 1969.
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[WirschingWirsching, Andreas, Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, 2. erw. Aufl., München 2010.

(zusammengestellt von Dr. Jens Riederer und Christine Rost, bearbeitet von Stephan Zänker)