Curt Joël
1865-1945
- Jurist
- Staatsekretär im Reichsjustizministerium 1920-1931
- Reichsjustizminister 1931-1932
Der aus einer jüdischen Familie entstammende Joël studierte nach seinem Abitur in Jena, Freiburg und Berlin Rechtswissenschaften. Während seiner Zeit in Jena trat er der Burschenschaft „Teutonia Jena“ bei. Das Studium beendete Joël mit der Promotion zum Dr. jur. Im Kaiserreich arbeitete er ab 1899 zunächst als Staatsanwalt, wurde dann 1908 ins Reichsjustizamt berufen. Ab Anfang 1915 bis 1917 war er als Abteilungschef im Generalgouvernement und Leiter der Polizeidienststelle mit der Spionageabwehr im besetzten Belgien beauftragt. Nach dem Kriegsende und der Revolution wurde er 1920 Staatssekretär im Reichsjustizministerium. Dort genoss er über eine lange Dienstzeit hinweg großes Vertrauen, unabhängig von der Parteizugehörigkeit der jeweilig regierenden Minister und Kanzler. Zudem galt er aufgrund seiner Schlüsselposition im Reichsjustizministerium als „graue Eminenz“ der deutschen Justiz. Seine Haltung zur Republik war jedoch ambivalent. Einerseits verweigerte er Kapp die Mitarbeit während des Putsches im März 1920 und bekannte sich zur verfassungsmäßig legitimierten Regierung, jedoch verhalf Joël Republikgegnern, wie Oberreichsanwalt Karl August Werner, zum Aufstieg in hohe Ämter. Von 1931 bis 1932 wurde er zum Reichjustizminister in der Regierung Brüning ernannt, lehnte es aber ab dieses Amt auch in der Reichsregierung Papen zu übernehmen und ging in den Ruhestand. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er trotz seiner jüdischen Abstammung nicht verfolgt und starb kurz vor Kriegsende 1945 in Berlin.