Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie

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Personen - Who is who der Weimarer Republik

Länder

Das Deutsche Reich war auch in den Zeiten der Weimarer Republik ein Bundesstaat. Die Versuche, im Zuge der Novemberrevolution einen zentralistischen Staat zu etablieren, scheiterten. Deshalb wurde den Ländern in der Weimarer Reichsverfassung eine Reihe von eigenen Rechten verliehen, außerdem wirkten sie über den Reichsrat als zweiter Kammer an der Gesetzgebung mit. Größtes Land blieb mit weitem Abstand Preußen, dessen Dominanz ein wichtiger Faktor im Reich war. Dagegen blieben einige sehr kleine Länder (z.B. Anhalt oder Lippe) bestehen. Lediglich in Thüringen gelang ein Zusammenschluss kleinerer Gebiete.

Otto Braun

(© Bundesarchiv, Bild 102-10131 / Foto: Georg Pahl)

1872-1955

  • Mitglied der Nationalversammlung
  • Preußischer Ministerpräsident 1920 und 1921-1932

Otto Braun engagierte sich im Kaiserreich in der preußischen Landespolitik und hatte von 1913-1918 einen Platz im preußischen Abgeordnetenhaus. 1919 wurde Braun in die verfassungsgebende Nationalversammlung gewählt. Besondere Bedeutung und Bekanntheit erlangte er aber durch seine Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten. Dieses Amt hatte er 1920 und von 1921 bis 1932, mit einer kurzen Unterbrechung, inne. Aufgrund der langen Regierungszeit wurde er auch „roter Zar von Preußen“ genannt. Die lange Phase der politischen Kontinuität in der Regierung Preußens, des bei weitem größten und bevölkerungsreichsten Staates Deutschlands, war der jungen Republik, durch die Krisenzeiten hindurch, eine wichtige Stütze. Erst der von der Reichsregierung Papen initiierte „Preußenschlag“ setzte der Regierung Braun ein Ende und übertrug die politische Macht einer Kommissarregierung. Der Preußenschlag erleichterte den Nationalsozialisten die Machtübernahme, als sie die Regelung 1933 zu ihren Gunsten ausnutzten.

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Erich Zeigner

(© Deutsche Fotothek‎, wikimedia)

1886-1949

  • Sächsischer Justizminister
  • Sächsischer Ministerpräsident

Zeigner wurde in Erfurt geboren und studierte in Leipzig von 1905 bis 1913 Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft. Das Studium schloss er mit einer Promotion ab. Anschließend begann er als Assessor in der Leipziger Staatsanwaltschaft zu arbeiten. 1918 wurde er zum Staatsanwalt ernannt. Im Jahr darauf trat er der SPD bei und wurde zum Richter berufen. In der Regierung des Ministerpräsidenten Wilhelm Buck wurde er 1921 zum Justizminister berufen. Große Bekanntheit errang Zeigner durch seine umstrittenen Entscheidungen als sächsischer Ministerpräsident. So nahm er im Oktober 1923 zwei KPD-Politiker in seine Regierung auf. Der Reichspräsident Friedrich Ebert verhängte daraufhin die Reichsexekution über Sachsen und setzte die SPD-KPD-Regierung ab. Zeigner wurde wegen angeblicher Bestechlichkeit im Amt zu drei Jahren Haft verurteilt, wurde aber nach einem Jahr auf Bewährung aus der Haft entlassen. Nach der Machtübernahme der NSDAP wurde Zeigner mehrfach festgenommen und wieder freigelassen. 1944 wurde zunächst im KZ Sachsenhausen, danach im KZ Buchenwald inhaftiert. Nach dem Krieg wurde er zum Oberbürgermeister Leipzigs und gehörte zu den Mitbegründern der SED in Leipzig und Sachsen.

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Gustav von Kahr

(© Artur Braun, via wikimedia, gemeinfrei)

1862-1934

  • Bayerischer Außenminister
  • Bayerischer Ministerpräsident
  • Bayerischer Generalstaatskommissar

 

Nach einem Jurastudium in München arbeitete Kahr zunächst als Verwaltungsjurist, wechselte 1902 in das Bayrische Innenministerium und stieg im Ersten Weltkrieg zum Regierungspräsidenten von Oberbayern auf. 1920 übernahm er das Amt des Ministerpräsidenten. Durch die Einführung der Einwohnerwehren und die Auflösung der Arbeiter- und Soldatenräten begründete er den Ruf Bayerns als „Ordnungszelle“ des deutschen Reiches. Nach dem die Republikschutz-Verordnung 1921, welche die Auflösung der Einwohnerwehren vorsah, in Kraft getreten ist, trat er vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Ende September 1923 wurde Kahr zum Generalstaatskommissar ernannt und mit zahlreichen Vollmachten ausgestattet. Kurz nach seinem Amtsantritt verhängt er den Ausnahmezustand über Bayern. Während des Hitler-Putsches beteiligte sich Kahr, entgegen der Erwartungen der Putschisten, nicht an dem Aufstand, sondern leitete Gegenmaßnahmen ein. Der Putsch konnte durch den Einsatz der bayrischen Landespolizei beendet werden. Im Februar 1924 legte Kahr seine politischen Ämter nieder. Im Zuge des „Röhm-Putsches“ wurde Kahr von Angehörigen der SS ermordert.

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Josef Friedrich Matthes

(© Library od Congress ID ggbain.15992, gemeinfrei via wikimedia)

1886-1943

  • Politiker und Journalist
  • Ministerpräsident der „Freien und unabhängigen Republik Rheinland“

Der in Würzburg geborene Matthes arbeitete als Journalist und engagierte sich in der Politik. So erhielt er eine Anstellung als Chefredakteur der SPD-Parteizeitung in Aschaffenburg. 1920 wurde Matthes jedoch aus der SPD ausgeschlossen. Ein Jahr später wurde er wegen übler Nachrede und Beleidigung zu 6 Monaten Haft verurteilt. Danach siedelte er in die Rhein-Main-Region über. Dort beteiligte er sich an der Gründung von separatistischen Organisationen, wie dem „Rheinischen Unabhängigkeitsbund“ und der „Vereinigten Rheinischen Bewegung“. Matthes war 1923 an der Gründung der „Freien und unabhängigen Republik Rheinland“ beteiligt und wurde zum Ministerpräsidenten der Rheinischen Republik. Der französische Hochkommissar und Präsident der Rheinlandkommission, Paul Tirard, erkannte das Kabinett Matthes als legitime Regierung in der Region an. Aufgrund des mangelnden Rückhalt innerhalb der Bevölkerung für die Regierung Matthes, deren Macht sich allein auf die französischen „Rheinland-Schutztruppen“ stützte, musste das gesamte Kabinett jedoch frühzeitig zurücktreten. Matthes floh daraufhin nach Frankreich. Nach der Kapitulation Frankreichs wurde Matthes der NS-Regierung ausgeliefert und starb 1943 im KZ Dachau.

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Ein Projekt des Weimarer Republik e.V. mit freundlicher Unterstützung

Glossar

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis der verwendeten Literatur:

ADGBAllgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AEGAllgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA-BundGeneral Free Federation of Employees
AVUSAutomobil-Verkehrs- und Übungsstraße
BMWBayrische Motorenwerke
BRTBruttoregistertonne
BVPBayerische Volkspartei
CenterZentrumspartei
DAPDeutsche Arbeiterpartei
DDPDeutsche Demokratische Partei
DNTDeutsches Nationaltheater
DNVPDeutsch-Nationale Volkspartei
DVPDeutsche Volkspartei
KominternCommunist International
KPDKommunistische Partei Deutschlands
KVPKonservative Volkspartei
MSPDMehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands
NSNationalsozialismus
NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nazipartei
NVNationalversammlung
O.C.Organization Consul
OHLOberste Heeresleitung
RMReichsmark
SASturmabteilung; Brownshirts
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
SSSchutzstaffel
StGBPenal Code
UfAUniversum Film Aktiengesellschaft
USPDUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPDVereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZentrumDeutsche Zentrumspartei
[AB]August Baudert: Sachsen-Weimars Ende. Historische Tatsachen aus sturmbewegter Zeit, Weimar 1923.
[AS]Axel Schildt: Die Republik von Weimar. Deutschland zwischen Kaiserreich und „Drittem Reich“ (1918-1933), hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2009.
[BauerBauer, Kurt, Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall, u.a. Wien 2008.
[BihlBihl, Wolfdieter, Der Erste Weltkrieg 1914 - 1918. Chronik - Daten - Fakten, Wien 2010.
[BüttnerBüttner, Ursula, Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933, Stuttgart 2008.
[DNV]Die Deutsche Nationalversammlung im Jahre 1919 in ihrer Arbeit für den Aufbau des neuen deutschen Volksstaates, hrsg. v. Ed.[uard] Heilfron, Bd. 1 bis 6, Berlin [1919].
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[HildebrandHildebrand, Klaus, Das Dritte Reich, 7. Aufl., München 2010.
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[KittelKittel, Erich, Novembersturz 1918. Bemerkungen zu einer vergleichenden Revolutionsgeschichte der deutschen Länder, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 104 (1968), S. 42-108.
[KolbKolb, Eberhard, Die Weimarer Republik, 7. durchges. und erw. Aufl., München 2010.
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[PeukertPeukert, Detlef, Die Weimarer Republik. Krisenjahre der Klassischen Moderne, Frankfurt a.M. 1987.
[PK]Paul Kaiser: Die Nationalversammlung 1919 und die Stadt Weimar (Weimarer Schriften, Heft 16), Weimar 1969.
[PM]Paul Messner: Das Deutsche Nationaltheater Weimar. Ein Abriß seiner Geschichte. Von den Anfängen bis Februar 1945 (Weimarer Schriften, Heft 17), Weimar 1985.
[ThHB]Thüringen-Handbuch. Territorium, Verfassung, Parlament, Regierung und Verwaltung in Thüringen 1920 bis 1995, hrsg. von Bernhard Post und Volker Wahl, Redaktion Dieter Marek (Veröffentlichungen aus Thüringischen Staatsarchiven, Bd. 1), Weimar 1999.
[TofahrnTofahrn, Klaus W., Chronologie des Dritten Reiches. Ereignisse, Personen, Begriffe, Darmstadt 2003.
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[VU]Volker Ullrich: Die Revolution von 1918/19, München 2009.
[WinklerWinkler, Heinrich-August, Weimar 1918-1933. Die Geschichte der Ersten deutschen Demokratie, München 1993.
[WirschingWirsching, Andreas, Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, 2. erw. Aufl., München 2010.

(zusammengestellt von Dr. Jens Riederer und Christine Rost, bearbeitet von Stephan Zänker)