Hans Luther

(© Bundesarchiv, Bild 146-2002-007-34 / Foto: Binder)

1879-1962

  • Reichsfinanzminister 1923-1925
  • Reichskanzler 1925-1926
  • Reichsbankpräsident 1930-33

Der Jurist Hans Luther begann seine politische Karriere als Kommunalpolitiker und wurde erst in den Magistrat der Stadt Charlottenburg, später in den Magistrat der Stadt Magdeburg gewählt. Im Sommer 1918 wurde er Oberbürgermeister der Stadt Essen. In seiner Zeit als Oberbürgermeister bewies er sein politisches Geschick und empfahl sich dadurch für die Reichspolitik. Ende 1922 übernahm er im Kabinett Wilhelm Cuno das Amt des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft, das er zunächst auch unter Reichskanzler Gustav Stresemann inne hatte. Im Zuge der Kabinettsumformung im Oktober 1923 wurde er zum Reichsfinanzminister ernannt. In dieser Funktion hatte er zusammen mit Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht und Karl Helfferich maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Währungsreform und der Beendigung der Hyperinflation. Im Dezember 1924 wurde Luther mit der Regierungsbildung beauftragt, nachdem die Sondierungen unter dem bisherigen Reichskanzler Wilhelm Marx gescheitert waren. Luther bildete ein Kabinett unter der Beteiligung der bürgerlichen Parteien (Zentrum, BVP, DVP und DDP) – erstmals ist auch die rechtsnationale DNVP in einer Regierungskoalition vertreten. Anfänglich agierte Luther durchaus erfolgreich. Die Außen- und Handelsbeziehungen mit den einstigen Kriegsgegnern entspannten sich und die deutsche Wirtschaft prosperierte. Die Flaggenverordnung vom Mai 1926 sollte seine Kanzlerschaft aber vorzeitig beenden. Die Verordnung, die auf Wunsch der Reichsregierung vom Reichspräsidenten erlassen wurde, sah vor, dass die diplomatischen und konsularischen Vertretungen im Ausland neben der schwarz-rot-goldenen Reichsflagge auch die schwarz-weiß-rote Handelsflagge (mit schwarz-rot-goldener Gösch) hissen dürfen. Dies rief vehemente Proteste der prorepublikanischen Kräfte im Reich hervor. Luther trat schließlich zurück, nachdem ein Missbilligungsantrag der DDP gegen die Reichsregierung im Reichstag Erfolg hatte. In der Folgezeit zog sich Luther zunächst aus der aktiven Politik zurück. 1930 wurde er zum Reichsbankpräsidenten ernannt und behielt dieses Amt bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten inne. Von 1933 bis 1937 wurde Luther Botschafter des Deutschen Reiches in den USA. In der Nachkriegszeit machte sich Luther beim Aufbau und der Neugliederung des bundesrepublikanischen Bankenwesens verdient.

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