Nachwuchstagung zu demokratischen Persönlichkeiten
Richard Seyfert, Friedrich Wilhelm Wagner, Albert Kuntzemüller, Arnold Freymuth, Oskar Cohn, Wilhelm Abbegg, Harry Domela, Walter Gyssling, Otto Hörsing, Hans Delbrück, Katharina von Kardorff-Oheimb, Hermann Dietrich – selbst versierte Kenner der Weimarer Republik werden nur mit einer Handvoll dieser Namen etwas anzufangen wissen. Trotzdem standen sie im Zentrum der diesjährigen Nachwuchstagung des Vereins und der Forschungsstelle, die insgesamt zum dritten Mal und erstmalig in Jena vom 15. bis 17. August stattfand. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, das persönliche Engagement für die Weimarer Demokratie in den Fokus zu rücken und dabei ausdrücklich nicht auf die erste Riege der prominenten Politiker zu schauen. Vielmehr sollten jene Personen beleuchtet werden, die sich in der zweiten oder dritten Reihe und auch in anderen Gesellschaftsbereichen für die Demokratie einsetzten. In 14 abwechslungsreichen Vorträgen und ausführlichen Diskussionen wurde diesen Spuren nachgegangen. Dabei wurde auch deutlich, dass sich die Kategorie einer ‚demokratischen Persönlichkeit‘ nicht so einfach fassen lässt, wie wir es heute vermuten könnten. Auch angeblich ‚bloße‘ Vernunftrepublikaner konnten die Demokratie stützen, und viele fanden ihren Weg erst Stück für Stück in die Demokratie – wobei die Zeitgenossen sehr unterschiedliche Dinge darunter verstanden. Selbst betont unpolitisches Auftreten der Jugend konnte Ausdruck einer demokratischen Lebensform sein.
Neben den wissenschaftlichen Vorträgen zu laufenden oder kürzlich abgeschlossenen Forschungsvorhaben stand ein Vortrag von Franz Josef Düwell über den demokratischen Juristen Arnold Freymuth auf dem Programm, der als 90. Schillerhausgespräch in Kooperation mit dem Hellmuth-Loening-Zentrum für Staatswissenschaften stattfand. Auch einen Ausflug nach Weimar und ein von Alf Rößner geführter Besuch der Ausstellung zur Nationalversammlung im Stadtmuseum waren Teil der Konferenz.
Die Erträge der Tagung werden in der Reihe ‚Weimarer Schriften zur Republik‘ publiziert werden. Den Band ergänzende Beiträge können vorgeschlagen werden. Kontakt: andreas.braune@uni-jena.de