Deutschland erinnert an die Weimarer Republik
Am 6. Februar 1919 versammelte sich die Nationalversammlung zum ersten Mal im Deutschen Nationaltheater. Ihre Aufgabe bestand darin, nach Revolution, Kriegsende und Fürstenabdankung die Grundlagen für die erste deutsche Republik zu legen, eine neue Staatsspitze zu wählen, Frieden zu schließen und eine Verfassung auszuarbeiten. Genau 100 Jahre später lud der Freistaat Thüringen zu einem großen Festakt ein, an dem die Spitzen aller fünf Verfassungsorgane teilnahmen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesratspräsident Daniel Günther und Bundesverfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle, dazu eine ganze Reihe weiterer Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Auch 300 Weimarer Bürger hatten im Rahmen eines Geschichtsquiz der Stadt Weimar und des Weimarer Republik e.V. Eintrittskarten für das DNT erhalten. In seiner mit großem Beifall bedachten Festansprache würdigte Bundespräsident Steinmeier die Weimarer Nationalversammlung als „erste echte Volksvertretung der deutschen Geschichte“. Er erinnerte an die enorme Aufbauleistung der damaligen Akteure und mahnte, die Gründung der Weimarer Republik fest in der deutschen Erinnerungskultur zu verankern.
Der Festakt war jedoch bei weitem nicht das einzige Ereignis an diesem Tag in Weimar. Bundespräsident, Bundeskanzlerin und Bundestagspräsident trafen sich im Vorfeld mit Schülern aus Demokratieprojekten, um mit ihnen über die Aktualität der Weimarer Republik zu sprechen. In der Herderkirche fand ein ökumenischer Gottesdienst statt. Und im Jugend- und Kulturzentrum mon ami luden die Stadt Weimar und der Weimarer Republik e.V. mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung zu einem Bürgerfest unter dem Motto „Weimar feiert die Republik“ ein. Dabei gab es Demokratieworkshops mit Schülern, Kabarett, Lesungen, eine Übertragung des Festakts und eine Podiumsdiskussion. Bundesratspräsident Daniel Günther besuchte gegen Mittag das Fest. Obendrein fanden in der Sonderausstellung des Stadtmuseums zur Nationalversammlung den ganzen Tag über Führungen statt.
Der Weimarer Republik e.V. hatte für den 6. Februar noch spezielle Gäste nach Weimar eingeladen: Nachfahren der Republikgründer Friedrich Ebert, Eduard David, Constantin Fehrenbach, Marie Juchacz und Gustav Stresemann. Sie standen bei verschiedenen Gelegenheiten Rede und Antwort zum Leben und Wirken ihrer Vorfahren.