Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie

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Architekten der Demokratie gewürdigt


Hochschule für Musik „Franz Liszt“, ehem. Fürstenhaus mit Banner von August Baudert und Arnold Paulssen, Quelle: Weimarer Republik e.V.

Vor 100 Jahren vereinigten sich sieben Kleinstaaten zum neuen Land Thüringen. Dieser tiefgreifende Wandel vollzog sich nach dem Ersten Weltkrieg in mehreren Schritten. Ein wichtiger Schritt im Rahmen der Vereinigung war der Amtsantritt der ersten Regierung des neuen Landes: Am 10. November 1920 wurden die Mitglieder des Staatsministeriums, wie das Gremium damals hieß, vom Thüringer Landtag gewählt. Die Regierung war einerseits regional ausbalanciert – jeder Teilstaat war in ihr vertreten. Andererseits handelte es sich um eine Minderheitskoalition aus SPD und linksliberaler DDP, die von der USPD toleriert wurde. Vorsitzender des Staatsministeriums war Arnold Paulssen.

Den 100. Jahrestag dieses Ereignisses nimmt der Weimarer Republik e.V. zum Anlass, um im Jubiläumsjahr noch einmal in besonderer Weise auf jene Personen hinzuweisen, die den erfolgreichen Vereinigungsprozess Thüringens gestaltet haben. Sie sind weithin in Vergessenheit geraten – und haben es doch verdient, für ihr Engagement gewürdigt zu werden. Denn der freiwillige Zusammenschluss der sieben Kleinstaaten auf demokratischer Grundlage gilt als einzigartige Leistung in der deutschen Geschichte – die umso größer erscheint, wenn man die Rahmenbedingungen der damaligen Zeit berücksichtigt, mit Grippepandemie, Nachkriegswirren, wirtschaftlicher Not.

Auch wenn 1920 Frauen bereits wählen durften und auch gewählt werden konnten, lag der Thüringer Vereinigungsprozess doch vollständig in Männerhand. Zehn Politiker haben Christian Faludi und Stephan Zänker vom Weimarer Republik e.V. für eine öffentlichkeitswirksame Aktion herausgesucht: August Baudert und Arnold Paulssen aus Weimar, Wilhelm Bock aus Gotha, William Oberländer aus Greiz, Carl von Brandenstein aus Gera, Ludwig von Türcke aus Meiningen, Harald Bielfeld aus Sondershausen, Emil Hartmann aus Rudolstadt, August Frölich aus Altenburg und Eduard Rosenthal aus Jena. Ihnen sind acht Quadratmeter große Banner gewidmet, die aktuell an öffentlichen Gebäuden in neun Städten zu sehen sind. Zusätzlich ist unter dem Titel „Architekten der Demokratie“ eine Broschüre erschienen, die die Biografien der Akteure erzählt und eine Reihe zeitgenössischer Fotos enthält. Die Broschüre kann im Internet unter www.thueringen100.de eingesehen werden. Das Projekt wird von der Thüringer Staatskanzlei gefördert und von den Aushangorten unterstützt.

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Ein Projekt des Weimarer Republik e.V. mit freundlicher Unterstützung

Glossar

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis der verwendeten Literatur:

ADGBAllgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AEGAllgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA-BundGeneral Free Federation of Employees
AVUSAutomobil-Verkehrs- und Übungsstraße
BMWBayrische Motorenwerke
BRTBruttoregistertonne
BVPBayerische Volkspartei
CenterZentrumspartei
DAPDeutsche Arbeiterpartei
DDPDeutsche Demokratische Partei
DNTDeutsches Nationaltheater
DNVPDeutsch-Nationale Volkspartei
DVPDeutsche Volkspartei
KominternCommunist International
KPDKommunistische Partei Deutschlands
KVPKonservative Volkspartei
MSPDMehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands
NSNationalsozialismus
NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nazipartei
NVNationalversammlung
O.C.Organization Consul
OHLOberste Heeresleitung
RMReichsmark
SASturmabteilung; Brownshirts
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
SSSchutzstaffel
StGBPenal Code
UfAUniversum Film Aktiengesellschaft
USPDUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPDVereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZentrumDeutsche Zentrumspartei
[AB]August Baudert: Sachsen-Weimars Ende. Historische Tatsachen aus sturmbewegter Zeit, Weimar 1923.
[AS]Axel Schildt: Die Republik von Weimar. Deutschland zwischen Kaiserreich und „Drittem Reich“ (1918-1933), hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2009.
[BauerBauer, Kurt, Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall, u.a. Wien 2008.
[BihlBihl, Wolfdieter, Der Erste Weltkrieg 1914 - 1918. Chronik - Daten - Fakten, Wien 2010.
[BüttnerBüttner, Ursula, Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933, Stuttgart 2008.
[DNV]Die Deutsche Nationalversammlung im Jahre 1919 in ihrer Arbeit für den Aufbau des neuen deutschen Volksstaates, hrsg. v. Ed.[uard] Heilfron, Bd. 1 bis 6, Berlin [1919].
[Ebert/Wienecke-JanzEbert, Johannes/Wienecke-Janz, Detlef, Die Chronik. Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute, Gütersloh/München 2006.
[EK]Eberhard Kolb: Die Weimarer Republik, 3. überarb. u. erw. Aufl., München 1993.
[EtzoldEtzold, Hans-Rüdiger, Der Käfer II. Die Käfer-Entwicklung von 1934 bis 1982 vom Urmodell zum Weltmeister, Stuttgart 1989.
[GG]Gitta Günther: Weimar-Chronik. Stadtgeschichte in Daten. Dritte Folge: März 1850 bis April 1945 (Weimarer Schriften, Heft 33), Weimar 1987.
[GrüttnerGrüttner, Michael, Das Dritte Reich 1933-1945 (= Bd. 19, Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte), Stuttgart 2014.
[HildebrandHildebrand, Klaus, Das Dritte Reich, 7. Aufl., München 2010.
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[PM]Paul Messner: Das Deutsche Nationaltheater Weimar. Ein Abriß seiner Geschichte. Von den Anfängen bis Februar 1945 (Weimarer Schriften, Heft 17), Weimar 1985.
[ThHB]Thüringen-Handbuch. Territorium, Verfassung, Parlament, Regierung und Verwaltung in Thüringen 1920 bis 1995, hrsg. von Bernhard Post und Volker Wahl, Redaktion Dieter Marek (Veröffentlichungen aus Thüringischen Staatsarchiven, Bd. 1), Weimar 1999.
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[VU]Volker Ullrich: Die Revolution von 1918/19, München 2009.
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[WirschingWirsching, Andreas, Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, 2. erw. Aufl., München 2010.

(zusammengestellt von Dr. Jens Riederer und Christine Rost, bearbeitet von Stephan Zänker)