Demokratie verteidigen: 100 Jahre Kapp-Lüttwitz-Putsch
Am 13. März 1920 marschierten Truppen unter dem Befehl rechtsextremer Offiziere in Berlin ein und besetzten das Regierungsviertel. Die rechtmäßige Reichsregierung wurde abgesetzt, in der Hauptstadt übernahmen Wolfgang Kapp und General Walther von Lüttwitz die Macht. Der als Kapp-Lüttwitz-Putsch in die Geschichte eingegangene Anschlag auf die junge Weimarer Republik verfolgte letztlich das Ziel, die gerade errungene Demokratie wieder zu beseitigen. Er nutzte dabei die Unzufriedenheit über den für Deutschland ungünstigen Versailler Friedensvertrag.
Zunächst sah es so aus, dass die Putschisten Erfolg haben würden: Die offizielle Reichswehr weigerte sich, gegen sie vorzugehen, so dass das Kabinett Bauer mit Reichspräsident Friedrich Ebert erst nach Dresden und dann weiter nach Stuttgart fliehen musste. Von Berlin aus versuchten Kapp und Lüttwitz nun, das gesamte Land unter ihre Kontrolle zu bringen.
Doch dieses Vorhaben scheiterte am entschlossenen Widerstand der demokratischen Kräfte. Die Gewerkschaften und die linken Parteien SPD und USPD riefen zum Generalstreik auf, dem sich auch der Beamtenbund, die Kommunisten und liberal-bürgerliche Kräfte sowie Teile der Ministerialbürokratie anschlossen. Schon am 15. März stand das öffentliche Leben im ganzen Reich still. Die Putschisten ergriffen zum Teil drakonische Maßnahmen, es kam zu Verhaftungen, Misshandlungen und Erschießungen – doch sie scheiterten damit. Nach wenigen Tagen war der Angriff auf die Demokratie erfolgreich abgewehrt.
Vom 13. bis 15. März 2020, genau 100 Jahre später, erinnert der Weimarer Republik e.V. mit öffentlichen Schauspielszenen in 18 deutschen Städten an die dramatischen Ereignisse. Zugleich stellen die Organisatoren einen Bezug her zur Gegenwart: Denn der Mut der Menschen damals, den nicht wenige mit ihrem Leben bezahlten, kann uns Vorbild dabei sein, auch unsere heutige Demokratie gegen Angriffe aller Art zu verteidigen. Angesichts der Bedrohungen ist das ein sehr aktuelles Anliegen, wie die Terroranschläge von Hanau und Halle und der Mord an Walter Lübcke gezeigt haben.
Die Schauspielszenen, in denen ein Putschist und eine Frau aus dem Volk auftreten, finden im öffentlichen Raum, zumeist in oder vor Bahnhöfen, statt. Der Eintritt ist frei. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und unterstützt von zahlreichen lokalen Partnern: Geschichtsvereinen, Museen, Bündnissen gegen Rechtsextremismus und Gliederungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
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