Weimar als Ort der Weimar-Forschung: Konferenz zum demokratischen Gewaltmonopol
Vom 26. bis 28. Februar 2020 tagten ca. 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ca. 20 interessierte Gäste aus ganz Deutschland und darüber hinaus in Weimar. Ihr Thema: Die Gründungsphase der Weimarer Republik und die Frage, wie es gelang, einen drohenden Bürgerkrieg abzuwenden und das Gewaltmonopol des neu gegründeten Staates durchzusetzen und in ein demokratisches Gewaltmonopol umzuwandeln. Im Rahmen der fast 20 Vorträge von ausgewiesenen Kennern der Weimarer Republik wurde klar: Gemessen an unseren heutigen Vorstellungen blieb die Sicherung und demokratische Transformation des Gewaltmonopols defizitär. Gemessen an den enormen Herausforderungen der Zeit war die sicherheitspolitische Stabilisierung der Republik aber beachtlich und ein Ausweis der Wehrhaftigkeit der jungen Demokratie. Trotzdem hinterließen der Krieg und die gewaltsame Gründungsphase eine politische Kultur der Gewaltsamkeit und des Hasses, die sich die Zerstörer der Republik wenige Jahre später zunutze machen konnten.
Im Rahmen der Konferenz fand auch zum vierten Mal die Vergabe des Forschungspreises durch die Forschungsstelle Weimarer Republik und den Weimarer Republik e.V. statt. Prämiert wurden die Bachelorarbeit von Johannes Hitzegrad (Uni Münster), die Masterarbeiten von Elias Angele (Uni Bremen), Moritz Herzog-Stamm (Uni Konstanz) und Claudius Keine (FU Berlin) und schließlich die Dissertationen von Sebastian Elsbach (Uni Jena) und Elisabeth Piller (Oslo). Alle Preisträger trugen im Rahmen der Konferenz auch ihre Forschungsergebnisse vor. Passend zum Konferenzthema hielt Michael Geyer von der University of Chicago bei der Preisverleihung den Festvortrag über „Gewalt und Demokratie in der Weimarer Republik“. Darin betonte er unter anderem die „Zivilmacht“ der Gesellschaft, die im Krieg noch als entscheidender Kriegsfaktor mobilisiert wurde, die sich im Zuge des Kapp-Putsches aber als Verteidiger der Republik erwies.
Auch das Haus der Weimarer Republik und das Stadtmuseum, dort vor allem die Ausstellung zum Kapp-Putsch in Thüringen, standen auf dem Programm der Konferenz. Die versammelten Vertreterinnen und Vertreter der Weimar-Forschung konnten sich damit von den positiven Entwicklungen überzeugen, die in Sachen Erinnerung und Erforschung der Weimarer Republik vor Ort in Weimar in den letzten Jahren zu verzeichnen sind.