Ausstellungen in Suhl und Sondershausen
Die Zeit der Weimarer Republik war geprägt von einem enormen gesellschaftlichen Aufbruch, gepaart mit einem Aufschwung in Kultur, Wissenschaft und Technik. Und zugleich von tiefen Krisen des Umbruchs, die die Menschen verunsicherten und zu heftigen Konflikten führten. Das war nicht nur in den Metropolen, sondern auch in der Provinz spürbar. Unter dem Titel „Moderne in der Provinz“ spüren die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Weimarer Republik e.V. in verschiedenen Thüringer Orten dieser Entwicklung nach. Daraus sind Ausstellungen entstanden, von denen zwei gerade in Suhl und Sondershausen zu sehen sind.
Ein herausragendes Beispiel für den Einzug der Moderne in Suhl ist die Geschichte der Simson-Werke, die im Ersten Weltkrieg zu einer der größten Waffenschmieden der Region geworden waren und nach dem Kriegsende mit zivilen Produkten wie Fahrrädern und Automobilen neue Geschäftsfelder erschloss. Die jüdische Eigentümerfamilie sicherte somit die Wirtschaftskraft der Stadt und bot zahlreiche Arbeitsplätze. Doch mit dem Erstarken der Nationalsozialisten nahmen Neid, Angriffe und Verleumdungen zu. Nach 1933 wurde die Familie Simson schließlich aus dem Unternehmen gedrängt. Im Fahrzeugmuseum Suhl ist auf insgesamt fünf Rollups diese Geschichte zu erfahren, sie wurde am vergangenen Freitag offiziell eröffnet.
Als vor mehr als 100 Jahren der Schwarzburger Fürst Günther Victor auf den Thron verzichtete, begann auch in Sondershausen eine neue Zeit: Die Novemberrevolution 1918 brachte Demokratie, Grundrechte, neue Freiheiten und zukunftsweisende Impulse in Kunst und Kultur, Wissenschaft und Technik. Der tiefgreifende Umbruch am Ende des Ersten Weltkrieges verlief sehr friedlich und geordnet, von bürgerkriegsähnlichen Zuständen wie in Berlin und München war nichts zu sehen. Der Landtag übernahm einfach die Macht, es gab unumstrittene Wahlen und eine neue Regierung, die von der Mehrheit des Volkes getragen wurde. Sogar die extremen Flügelparteien der Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) und der Deutschnationalen (DNVP) kooperierten in Sondershausen miteinander.
Von diesen und anderen Ereignissen erzählt eine Ausstellung, die noch bis zum 31. Juli im Einkaufszentrum „Galerie am Schlossberg“ in Sondershausen zu sehen ist. Auf vier Tafeln wird über den friedlichen Übergang in die Demokratie, über den Fürsten und seine Gemahlin Anna Luise und über den Vollblutpolitiker Harald Bielfeld berichtet, der den Übergang in Schwarzburg-Sondershausen entscheidend mitgestaltete und später auch an der Gründung des Landes Thüringen mitwirkte. Eine Reihe von historischen Bildaufnahmen illustriert die Botschaft der Ausstellung, dass wir uns unserer Geschichte bewusst sein müssen, um die Gegenwart gestalten zu können – und dass politische Freiheit die Voraussetzung für ein blühendes Gemeinwesen darstellt.