Band 15 der Weimarer Schriften zur Republik: German Politics and the 'Jewish Question' , 1914–1919
Lucia J. Linares bietet die erste systematische Untersuchung, wie Fragen zur Staatsbürgerschaft deutscher Jüdinnen und Juden sowie religiös-nationaler Identität – oder im damaligen Sprachgebrauch die „Judenfrage“ – die Politik der letzten Jahre des deutschen Kaiserreichs prägten und Prozesse wie die der Parlamentarisierung und Demokratisierung beeinflussten. Die „Judenfrage“ wird immer noch weitestgehend aus der Rückschau, das heißt im Kontext des Holocausts sowie einer sozial- oder kulturhistorischen Perspektive interpretiert. Während diese neue Studie die kurz- und langfristigen Auswirkungen der „Judenfrage“ auf den Aufstieg des deutschen Antisemitismus berücksichtigt, betont sie deren Kontingenz und Ambivalenz. Jüdische Fragen, so das Buch, offenbarten die Paradoxien der deutschen Staatswerdung und die Schwierigkeiten, ältere Formen kollektiver Identität zur Realisierung eines modernen Verständnisses von Staatsbürgerschaft zu überwinden. Linares präsentiert eine neue Interpretation der Rolle des „Problems“, das das deutsche Judentum in den politischen Debatten und Entscheidungen spielte, die den Weg zur Weimarer Republik ebneten. |