Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie

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Erinnerung an Friedrich Ebert

Friedrich Ebert - Ende 1918 (Ausschnitt) (© Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1970-096-03)

Als Friedrich Ebert am 4. Februar 1871 das Licht der Welt erblickte, war das Deutsche Kaiserreich gerade gegründet worden. Niemand konnte damals ahnen, dass der Sohn eines Schneiders die Trümmer dieses Reiches einmal aufsammeln und daraus die erste deutsche Demokratie formen sollte. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, war das siebte von neun Kindern, erlernte das Sattlerhandwerk und ging 1889 auf Wanderschaft. Hier kam er mit der Arbeiterbewegung in Kontakt, wurde Sozialdemokrat und stieg in wenigen Jahren in der Partei auf, bis er schließlich 1913 Parteivorsitzender wurde. Ein Jahr später brach der Erste Weltkrieg aus, eine enorme Belastung für die friedliebenden Sozialdemokraten, die letztlich zur Spaltung führen sollte. Ebert verteidigte die Unterstützung der Kriegsführung, baute auf Reformen. Als diese kamen, war es jedoch zu spät: Der Unmut des Volkes entlud sich 1918 in einer Revolution. Eberts Anliegen war es, sie für einen Demokratisierungsprozess zu nutzen, aber radikale Wege wie in Russland zu verhindern. Als führender Kopf des Rates der Volksbeauftragten gestaltete er diesen Prozess, gegen Widerstände und mit schweren, folgenreichen Entscheidungen. Ebert kämpfte für die Nationalversammlung, für das Bündnis der Sozialdemokraten mit moderaten bürgerlichen Parteien, für Weimar als Ort der Verfassungsgebung. Hier wurde er 1919 zum Reichspräsidenten gewählt, ein Amt, das ihn nie zur Ruhe kommen ließ angesichts zahlreicher Krisen der jungen Demokratie. Immer wieder wurde er dafür angefeindet, für die alten Eliten war ein Sattler als Staatsoberhaupt unerträglich. Am Ende bezahlte Friedrich Ebert sein Engagement mit dem Leben, verschleppte eine Blinddarmentzündung und starb am 28. Februar 1925, mit gerade 54 Jahren. Er hinterließ eine große Lücke. Sein Nachfolger als Reichspräsident, Paul von Hindenburg, führte die Republik in den Abgrund. Friedrich Ebert, so viel ist sicher, hätte niemals Präsidialkabinette gebildet und Hitler zum Reichskanzler ernannt.


Heute erinnert die Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg an das Leben und Wirken des Politikers und Staatsmanns.
www.ebert-gedenkstaette.de

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Ein Projekt des Weimarer Republik e.V. mit freundlicher Unterstützung

Glossar

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis der verwendeten Literatur:

ADGBAllgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AEGAllgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA-BundGeneral Free Federation of Employees
AVUSAutomobil-Verkehrs- und Übungsstraße
BMWBayrische Motorenwerke
BRTBruttoregistertonne
BVPBayerische Volkspartei
CenterZentrumspartei
DAPDeutsche Arbeiterpartei
DDPDeutsche Demokratische Partei
DNTDeutsches Nationaltheater
DNVPDeutsch-Nationale Volkspartei
DVPDeutsche Volkspartei
KominternCommunist International
KPDKommunistische Partei Deutschlands
KVPKonservative Volkspartei
MSPDMehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands
NSNationalsozialismus
NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nazipartei
NVNationalversammlung
O.C.Organization Consul
OHLOberste Heeresleitung
RMReichsmark
SASturmabteilung; Brownshirts
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
SSSchutzstaffel
StGBPenal Code
UfAUniversum Film Aktiengesellschaft
USPDUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPDVereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZentrumDeutsche Zentrumspartei
[AB]August Baudert: Sachsen-Weimars Ende. Historische Tatsachen aus sturmbewegter Zeit, Weimar 1923.
[AS]Axel Schildt: Die Republik von Weimar. Deutschland zwischen Kaiserreich und „Drittem Reich“ (1918-1933), hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2009.
[BauerBauer, Kurt, Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall, u.a. Wien 2008.
[BihlBihl, Wolfdieter, Der Erste Weltkrieg 1914 - 1918. Chronik - Daten - Fakten, Wien 2010.
[BüttnerBüttner, Ursula, Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933, Stuttgart 2008.
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[WirschingWirsching, Andreas, Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, 2. erw. Aufl., München 2010.

(zusammengestellt von Dr. Jens Riederer und Christine Rost, bearbeitet von Stephan Zänker)