Erinnerung an Friedrich Ebert
Als Friedrich Ebert am 4. Februar 1871 das Licht der Welt erblickte, war das Deutsche Kaiserreich gerade gegründet worden. Niemand konnte damals ahnen, dass der Sohn eines Schneiders die Trümmer dieses Reiches einmal aufsammeln und daraus die erste deutsche Demokratie formen sollte. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, war das siebte von neun Kindern, erlernte das Sattlerhandwerk und ging 1889 auf Wanderschaft. Hier kam er mit der Arbeiterbewegung in Kontakt, wurde Sozialdemokrat und stieg in wenigen Jahren in der Partei auf, bis er schließlich 1913 Parteivorsitzender wurde. Ein Jahr später brach der Erste Weltkrieg aus, eine enorme Belastung für die friedliebenden Sozialdemokraten, die letztlich zur Spaltung führen sollte. Ebert verteidigte die Unterstützung der Kriegsführung, baute auf Reformen. Als diese kamen, war es jedoch zu spät: Der Unmut des Volkes entlud sich 1918 in einer Revolution. Eberts Anliegen war es, sie für einen Demokratisierungsprozess zu nutzen, aber radikale Wege wie in Russland zu verhindern. Als führender Kopf des Rates der Volksbeauftragten gestaltete er diesen Prozess, gegen Widerstände und mit schweren, folgenreichen Entscheidungen. Ebert kämpfte für die Nationalversammlung, für das Bündnis der Sozialdemokraten mit moderaten bürgerlichen Parteien, für Weimar als Ort der Verfassungsgebung. Hier wurde er 1919 zum Reichspräsidenten gewählt, ein Amt, das ihn nie zur Ruhe kommen ließ angesichts zahlreicher Krisen der jungen Demokratie. Immer wieder wurde er dafür angefeindet, für die alten Eliten war ein Sattler als Staatsoberhaupt unerträglich. Am Ende bezahlte Friedrich Ebert sein Engagement mit dem Leben, verschleppte eine Blinddarmentzündung und starb am 28. Februar 1925, mit gerade 54 Jahren. Er hinterließ eine große Lücke. Sein Nachfolger als Reichspräsident, Paul von Hindenburg, führte die Republik in den Abgrund. Friedrich Ebert, so viel ist sicher, hätte niemals Präsidialkabinette gebildet und Hitler zum Reichskanzler ernannt.
Heute erinnert die Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg an das Leben und Wirken des Politikers und Staatsmanns.
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