Grenzsteine in Thüringen gesucht
In keinem anderen Land der Bundesrepublik gibt es so viele Grenzsteine wie in Thüringen. Allerorten zeigen sie neben Wanderwegen und Straßen, an Flüssen und Kreuzungen, in Wäldern, auf Wiesen oder sogar in Vorgärten und auf Höfen an, dass hier wie da einst ein Land endete und ein anderes begann. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Thüringen, wie wir es heute kennen, existiert erst seit kurzer Zeit. Der Freistaat ist gerade einmal rund 100 Jahre alt. Noch bis zum Jahr 1920 teilte sich die Region in neun Einzelstaaten, deren Territorien wie ein Flickenteppich in 94 Gebietsteilen, Ex- und Enklaven der vormaligen Königreiche, Fürsten- und Herzogtümer miteinander verwoben waren. Erst die Revolution vom November 1918 machte es möglich, dass das Land auf demokratischem Weg vereinigt werden konnte und die letzten Reste des Mittelalters in Mitteldeutschland verschwanden.
Zum Abschluss des Landesjubiläums „100 Jahre Thüringen“ will der Weimarer Republik e.V. noch einmal auf die besondere Leistung der Vereinigung 1920 hinweisen und lädt alle Thüringerinnen und Thüringer dazu ein, bei der Erfassung von historischen Grenzsteinen mitzuhelfen. Unter www.thueringen100.de entsteht eine Karte, auf der bereits eine Reihe von Steinen verzeichnet ist. Wer ein Exemplar hinzufügen möchte, kann eine Mail an grenzsteine@thueringen100.de senden. Wichtig ist, dass ein Foto und die Standortdaten nach GPS beigefügt sind. Die Karte ist ab 26. Juni abrufbar. Begleitet wird die Aktion auch in den sozialen Medien unter dem Hashtag #grenzenlos, auch hier können Grenzsteine gepostet werden – gern auch mit den Entdeckern auf dem Bild.
Die Grenzstein-Aktion schließt ein Jubiläumsjahr ab, das der Weimarer Republik e.V. seit Sommer 2019 mit Förderung der Thüringer Staatskanzlei koordiniert hat. Wegen der Corona-Pandemie konnten nicht alle Ideen umgesetzt werden, dennoch gelang mit mehreren Projekten die Erinnerung an die Ereignisse vor 100 Jahren: So tourte eine Wanderausstellung durch Einkaufszentren und eine durch Museen, fand eine Oldtimer-Ausfahrt von Schwarzburg nach Erfurt statt, gab es mehrere Veranstaltungen und einen vielbeachteten Dokumentarfilm des MDR, wurde an die Gründungsväter des Freistaates und damit an wahre Architekten der Demokratie erinnert, erschienen mehrere Bücher, ein Online-Quellenblog, ein Neudruck der Landesverfassung von 1921 und in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation eine Karte, die die einstige Kleinteiligkeit des Thüringer Gebietes zeigte. Viele Inhalte stehen digital zur Verfügung und sind weiterhin unter www.thueringen100.de abrufbar.