Nachwuchstagung 2021: Auf der Suche nach Sicherheit
Mit dieser Themenwahl schloss die Tagung an die Fragestellungen des Forschungsprojektes zum „demokratischen Gewaltmonopol in der Weimarer Republik“ an, erweiterte sie aber zugleich um zahlreiche kultur- und alltagsgeschichtliche Aspekte. Die inhaltliche Konzeption und Leitung des diesjährigen Zusammenkommens lag daher auch bei Martin Platt, der Mitglied der Forschungsgruppe ist. Und auch die Gerda-Henkel-Stiftung unterstützte in diesem Jahr im Rahmen ihrer Förderung des Forschungsprojektes die Konferenz.
In der Rückschau auf das lange 19. Jahrhundert hatte Stefan Zweig die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als goldenes Zeitalter der Sicherheit charakterisiert. Mit Krieg und Revolution, aber auch infolge von Inflation und Gewalt zu Beginn der Republik, schienen alle Sicherheitserwartungen pulverisiert. ‚Unsicherheit‘ ist heute ein zentrales Signum der ominösen Weimarer Verhältnisse. Dabei tauchen „Sicherheit“ und „Unsicherheit“ – so eine von vielen Erkenntnissen der Tagung – im Diskurs der Zeitgenossen kaum direkt auf – vielmehr sind Begriffe wie (Neu- oder Un-)Ordnung oder Gefahr und Bedrohung prägend. Dabei reichten die in Jena besprochenen Themen von der Polizei und Justiz über Schmähkulturen, Sicherheit vor und hinter der Theaterbühne, Sicherheit im Hebammenwesen, Ernährungssicherheit und Gastronomie, Sicherheit der Nerven und Sicherheit in der Religion bis hin zur gefühlten Unsicherheit zweier ehemaliger Herrscherhäuser. Deutlich wurde: Die Weimarer Zeit war in jedem Fall eine Zeit der Verunsicherung, die in vielen Fällen aber produktiv zur Neuordnung gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse genutzt wurde.
Neben der üblichen Exkursion zum Haus der Weimarer Republik fand das Format besonderen Anklang bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Statt einzelner Vorträge hatte sich Martin Platt für moderierte Gespräche mit den Vortragenden entschieden, die anschließend rege diskutiert wurden. Ein Tagungsband in den „Weimarer Schriften zur Republik“ soll die „Suche nach Sicherheit“ möglichst bald dokumentieren. Das komplette Tagungsprogramm kann hier eingesehen werden.