Theaterstadtführung und Erinnerung an Märtyrer der Demokratie
Traditionell findet Mitte November das Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte statt. Das umfangreiche Festival, das von Bund, Land und Stadt gefördert wird, steht in diesem Jahr unter dem Titel „Helden m/w/d“ und lädt zu mehr als 25 Veranstaltungen ein – vom Vortrag über Diskussionen bis zu Stadtrundgängen. Den Höhepunkt bildet der „Tag der Geschichte“ am Samstag, dem 13. November: Zahlreiche in der historischen Vermittlung tätige Akteure laden an diesem Tag zu besonderen Veranstaltungen ein, die deutlich machen, dass Weimar in vielerlei Hinsicht ein Brennglas deutscher Geschichte mit allen ihren Höhen und Tiefen darstellt.
Der Weimarer Republik e.V. beteiligt sich mit einer Theaterstadtführung an dem Programm. Dabei entführen Schauspielerinnen und Schauspieler die Besucher in das Jahr 1919, als die Nationalversammlung in Weimar tagte und die erste deutsche Demokratie begründete. Als Stadtführer betätigt sich dabei der amerikanische Journalist Gordon Stiles, der vor mehr als 100 Jahren tatsächlich aus Weimar berichtete. Außerdem treten Reichspräsident Friedrich Ebert, eine Kommunistin, ein Industrielobbyist und eine Marktfrau in Aktion und schildern ihre Sicht auf die damaligen Ereignisse. Treffpunkt für die Theaterstadtführung ist am 13. November um 14 Uhr am Deutschen Nationaltheater, weitere Orte sind der Goetheplatz, der Burgplatz und zum Finale gegen 15.10 Uhr der Künstlergarten am Haus der Weimarer Republik. Der Rundgang findet unter freiem Himmel statt, der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Im Anschluss findet um 16 Uhr in der Eckermann-Buchhandlung Weimar (Marktstraße 2) eine Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Märtyrer der Demokratie“ statt. Denn die Weimarer Republik wurde nicht nur verbal angegriffen, sondern ihre Repräsentanten waren auch eine körperliche Zielscheibe des (vor allem) rechten Terrors. Allein bis 1922 wurden knapp 400 Menschen Opfer politischer Morde, darunter Ex-Reichsfinanzminister Matthias Erzberger (1921) und der amtierende Außenminister Walther Rathenau (1922). Wie hat sich die Republik gegen diese Angriffe gewehrt? Welche Rolle spielen die Opfer heute in der deutschen Erinnerungskultur? Über diese und andere Fragen diskutieren Prof. Dr. Martin Sabrow (ZZF Potsdam) und Prof. Dr. Stefanie Middendorf gemeinsam mit dem Moderator Dr. Andreas Braune/Prof. Dr. Michael Dreyer (Jena).