Wissenschaftliche Jahrestagung zur Demokratiegeschichte
Demokratiegeschichtlich relevante Forschung gibt es jede Menge. Aber ist „Demokratiegeschichte“ deshalb ein eigenes Forschungsfeld? Und wenn ja: was sind zentrale Fragestellungen oder Thesen? Wie und mit welchen Methoden werden sie wissenschaftlich bearbeitet? Diese Fragen standen im Zentrum der Konferenz, und sie sollten aus möglichst vielen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet und diskutiert werden.
Eine wichtige Erkenntnis lieferte bereits die erste Sitzung, die zunächst einen chronologischen Zugang von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert lieferte. Klar wurde: Es muss zwischen einem Quellenbegriff der Demokratie, wie ihn die Zeitgenossen einer bestimmten Epoche verstanden, und einem analytischen Demokratiegbegriff unterschieden werden. Besonders auf letzteren kamen die Diskussionen immer wieder zu sprechen. Manche warnten davor, unser heutiges Verständnis von Demokratie als Maßstab für historische Entwicklungen anzulegen oder auch davor, ihn zu weit auszudehnen und zu überfrachten. Andere plädierten für die Suche nach einem analytischen Demokratiegbegriff und dabei für eine Binnendifferenzierung, um unterschiedliche Facetten der Entwicklung der Demokratie beleuchten zu können. Als normativer Kern der modernen Demokratie wurde die Idee der Gleichheit ausgemacht, noch vor der Idee der Freiheit und dem Prinzip der Partizipation, die erst dann zu demokratischen Werten werden, wenn sie an der Gleichheit der Menschen orientiert sind.
Als besonders fruchtbar und anregend erwies sich der breite interdisziplinäre Zuschnitt. Neben verschiedenen geschichtswissenschaftlichen Ansätzen (z.B. Politik- und Institutionengeschichte, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Lokal- und Regionalgeschichte, Sozialgeschichte, Mediengeschichte, biographische Ansätze) waren auch die Politikwissenschaft (historische Wahlforschung, politische Theorie und Ideengeschichte), die Rechtswissenschaft, Sprachwissenschaft, die historische Bildungsforschung und die politische Philosophie vertreten. Klar wurde: Erst in diesem interdisziplinären Zusammenspiel, das offen für alle historisch arbeitenden Fächer ist, kann sich ein differenziertes Bild der Demokratiegeschichte ergeben, das die breiten Bemühungen um Vermittlung fachlich unterstützt und kritisch begleitet.
Wer die Tagung verpasst hat oder noch einmal tiefer eintauchen möchte: Die Vorträge und Diskussionen sind hier abrufbar:
https://bit.ly/demokratiegeschichte
Das komplette Tagungsprogramm finden Sie hier.