Beschluss von 1933 revidiert
Der Weimarer Republik e.V. begrüßt die Umbenennung der Karl-Helfferich-Straße in Neustadt an der Weinstraße.
Seit diesem Jahr gibt es in Neustadt an der Weinstraße keine Karl-Helfferich-Straße mehr. Der Wissenschaftler, Bankier und Politiker war in der rheinland-pfälzischen (damals bayerischen) Stadt im Jahr 1872 geboren worden. Bis 1917 legte er eine steile Karriere hin, er studierte Rechts- und Staatswissenschaften, wurde als Wirtschaftswissenschaftler Professor und war in der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes tätig. Als der Zentrumsabgeordnete Matthias Erzberger Korruption im deutschen Kolonialsystem aufdeckte, verlor Helfferich 1906 diese Stellung. Er wechselte in die Wirtschaft, war für die Anatolische Eisenbahn und schließlich im Vorstand der Deutschen Bank tätig. Im Jahr 1915 wurde er an die Spitze des Reichsschatzamtes berufen (die Minister trugen im Kaiserreich den Titel „Staatssekretär“) und steuerte die Kriegsschuldenpolitik des Kaisers. Im Jahr darauf leitete er das Reichsamt des Inneren und wurde Vizekanzler der Reichsregierung. In der jungen Weimarer Republik trat er der rechtsradikalen DNVP bei und betrieb im Reichstag und als Publizist eine intensive Propaganda gegen die Demokratie und demokratische Politiker, vor allem gegen seinen Intimfeind und Nachfolger als Reichsfinanzminister, Matthias Erzberger, der 1921 ermordet wurde. 1924 kam Helfferich bei einem Eisenbahnunglück ums Leben.
Im Jahr 1933 wurde der nördliche Teil der Exterstraße in Neustadt an der Weinstraße nach Karl Helfferich benannt, offiziell „in Erinnerung an den unermüdlichen Kampf, den er für Deutschlands Wiederauferstehung gegen Demokratie, Korruption und Erzberger“ geleistet habe. Durch Beschluss des Neustädter Stadtrates wurde diese Entscheidung revidiert, und seit dem Januar 2025 trägt die Straße wieder ihren ursprünglichen Namen. Prof. Dr. Michael Dreyer, Präsident des Weimarer Republik e.V., gratulierte zu dieser Entscheidung und erklärte: „Karl Helfferich ist wirklich einer der schlimmsten antirepublikanischen Demagogen der frühen Weimarer Republik, der mit seiner ständigen Hetze gegen die Republik und insbesondere gegen Matthias Erzberger erheblichen Anteil an der Ermordung des ehemaligen Reichsfinanzministers hatte“.
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