Die Weimarer Republik in einer umkämpften Weltordnung
Am vergangenen Wochenende tagten knapp 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Europa und Chile in Weimar. Thema der zweiten Fachkonferenz von Verein und Forschungsstelle war „Weimar und globaler politischer Wandel. Deutschland und die Etablierung einer neuen Völkerrechts- und Weltwirtschaftsordnung nach 1918“. Unter der Leitung von Dr. Andreas Braune und Prof. Dr. Michael Dreyer diskutierten die Beteiligten über die Außenpolitik der Weimarer Republik nach dem Versaillers Vertrag, Völkerrechtsinitiativen wie den Kellogg-Briand-Pakt, über die Krise und Neuformulierung des Liberalismus als innenpolitische und internationale Ordnungsvorstellung, über die Weltwirtschaftsordnung im Lichte von Reparationszahlungen, Inflation und Weltwirtschaftskrise, über Europavorstellungen und den Völkerbund, aber auch über konkurrierende Vorstellungen für eine europäische Ordnung, wie sie etwa der Komintern vorschwebten. Dabei zeigte sich, dass auch viele der innenpolitischen Schwierigkeiten der Weimarer Republik keine Sonderfälle darstellten, sondern dass sich das Ringen um eine neue internationale Ordnung unmittelbar auf alle Beteiligten niederschlug. Auch in dieser Hinsicht stellte sich die erste europäische Nachkriegszeit als eine Aneinanderreihung verpasster Chancen dar. Unter günstigeren Bedingungen hätte sich durchaus eine genuin republikanische Außenpolitik in einem verständigungsorientierten internationalen Umfeld entwickeln können.