Statements
Frank-Walter Steinmeier
Bundespräsident
Jedes Volk sucht Sinn und Verbundenheit in seiner Geschichte – warum sollte das für uns Deutsche anders sein? Wir können stolz sein auf die Traditionen von Freiheit und Demokratie, ohne den Blick auf den Abgrund der Shoah zu verdrängen. Ich wünsche mir, dass wir mehr Aufmerksamkeit, mehr Herzblut und ja, auch mehr finanzielle Mittel den Orten und den Protagonisten unserer Demokratiegeschichte widmen.
Bärbel Bas
Präsidentin des Deutschen Bundestages
In Weimar konstituierte sich Deutschland unter schwierigen innen- und außenpolitischen Bedingungen erstmals als Republik. Das Scheitern war nicht vorprogrammiert. Es folgte vor allem aus der weitverbreiteten Verachtung gegenüber der parlamentarischen Demokratie und dem mangelnden Verantwortungsbewusstsein vieler Akteure. Der Niedergang der Weimarer Republik bleibt eine Mahnung an uns Abgeordnete, Parteien sowie Bürgerinnen und Bürger: Die freiheitliche Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Sie ist auf überzeugte Demokratinnen und Demokraten angewiesen!
Dr. Marco Buschmann
Generalsekretär der FDP
Bonn war nicht Weimar – und auch Berlin ist nicht Weimar. Die Sorge vor einer Wiederholung der Geschichte macht sich oft an diesem Ort der verfassungsgebenden Versammlung von 1919 fest. Aber die Weimarer Republik war als erste deutsche liberale Demokratie so viel mehr als nur ihr fatales Scheitern. Auch an dieses „Mehr“ von Parlamentarismus, Gleichberechtigung und Liberalität erinnern Haus und Verein der Weimarer Republik. Beides, Schwächen und Stärken, ist der Erinnerung wert – damit uns für eine gute Zukunft gegenwärtig bleibt, wo wir herkommen.
Carsten Schneider
Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland
Mit den Beratungen zur Weimarer Reichsverfassung im Jahr 1919 wurde die Tür in die Moderne energisch aufgestoßen. Viele der Errungenschaften, die vor 100 Jahren erstmals Verfassungsrang bekommen sollten, bestimmen auch heute noch unser Leben. Da ist das Frauenwahlrecht oder der Achtstundentag - uns lehrt diese Zeit aber auch, dass unser demokratisches Gemeinwesen nicht selbstverständlich ist. Es gilt, dieses Tag für Tag zu verteidigen und zu festigen.
Prof. Dr. Norbert Lammert
Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung
Ein herausragendes Ereignis der deutschen Demokratiegeschichte ist die Weimarer Nationalversammlung schon deshalb, weil sie der erste und einzige in Deutschland je allgemein und demokratisch gewählte Verfassungskonvent war. Sie war und bleibt verbunden mit der Einführung des Frauenwahlrechts, mit dem das politisch eher rückständige Deutschland sogar hochangesehenen, etablierten Demokratien in Nachbarstaaten voraus war - eine der wenigen nachhaltigen Errungenschaften der Weimarer Demokratie.
Bodo Ramelow
Ministerpräsident des Freistaats Thüringen
Mit der Revolution 1918 und der Verfassungsgebenden Nationalversammlung von Weimar wurde eine Entwicklung abgeschlossen, die 1817 auf der Wartburg begann, über die Revolution 1848/49 und insbesondere das Frankfurter Paulskirchenparlament fortgeführt wurde: der Übergang in eine moderne, republikanische Ära. Wir neigen dazu, die Weimarer Republik von ihrem Ende her zu denken und unterschlagen dadurch die ihr innewohnende Kraft und die Tragweite ihrer Bedeutung. Denn allen Anfechtungen zum Trotz brachte sie mit einer demokratisch legitimierten, fortschrittlichen Verfassung nachhaltig wirkende Entscheidungen auf den Weg, die unseren demokratischen und sozialen Rechtsstaat bis heute prägen.
Peter Kleine
Oberbürgermeister der Stadt Weimar
Die Wahl Weimars als Ort der verfassungsgebenden Versammlung vor 100 Jahren war kein Zufall. Weimar wurde auch auserwählt, weil die Stadt an der Ilm als Klassikerstadt für die deutsche Hochkultur stand, vergleichsweise frei von politischen Zugriffen war und zugleich als „sicherer“ Ort für die damaligen Verhältnisse galt. Mit dem Bau des Hauses der Weimarer Republik als Ort der Begegnung, der Forschung und des Austausches werden wir diese Erinnerung in unserer Stadt wachhalten.