November 1923
2. November
Die Auseinandersetzung zwischen der Großen Koalition auf Reichsebene und der „Einheitsfront“-Regierungen in Sachsen und Thüringen, wird für die SPD, die an allen betroffenen Regierungen beteiligt ist, zur Zerreißprobe. Nach dem Scheitern der linken Regierungskoalitionen in Mitteldeutschland muss die SPD befürchten Mitglieder an die KPD zu verlieren, sollte sich die SPD weiterhin an der Reichsregierung beteiligen, welche die Kahr-Regierung in Bayern weiterhin toleriert. So entscheidet sich die SPD, aufgrund der ungleichen Behandlung linker und rechter Regierungen, am zweiten November für den Austritt aus der Reichsregierung.
[Winkler, S. 229-230]
8. - 9. November
Als sich Kahr und Lossow immer mehr von den völkischen und nationalsozialistischen Kräften distanzieren, planen diese unter Hitler und Ludendorff einen eigenständigen Putschversuch. Während einer von Kahr einberufenen Versammlung, besetzen Hitler und Ludendorff den Saal mit SA-Männern und ringen Kahr und Lossow die Zustimmung zur Proklamation einer neuen Reichsregierung ab. Als Kahr und Lossow ihre Handlungsfreiheit zurückerlangen widerrufen sie ihre Zustimmung jedoch und planen den Putschversuch zu beenden. Trotz der misslichen Lage entscheiden sich Hitler und Ludendorff auf die Feldherrenhalle zu marschieren. Der Marsch wird letztlich durch das Eingreifen der bayrischen Polizei aufgehalten und der Aufstand scheitert.
[Kolb, S. 55]
Zur Abwehr des drohenden Staatstreichs durch Hitler und Ludendorff, wird Seeckt mit vollziehenden Gewalt und dem Oberbefehl der Reichswehr ausgestattet. Damit hätte er die nötige Machtfülle für einen nationalistischen Putsch besessen. Doch nach den Ereignissen von September bis November ist die deutsche Öffentlichkeit für Gefahren einer Rechtsdiktatur sensibilisiert. Seeckt will einen Bürgerkrieg vermeiden und setzt sich deshalb für die Verfassungstreue der Reichswehr ein. So verordnet Seeckt gar das Verbot der extremistischen Parteien NSDAP und KPD.
[Büttner, S. 207]
15. November
Die Rentenmark löst die Papiermark als Währung der Weimarer Republik ab. Als sich der Wechselkurs der Papiermark zum Dollar am 20.11. stabilisiert (bei 4,2 Billionen zu 1), wird auch das Umtauschverhältnis von der Papiermark zur Rentenmark festgelegt. Die Rentenmark hat daraufhin einen Wert von 1 Billion Papiermark.
[Winkler, S. 237]
23. November
Infolge eines Misstrauensantrags der SPD stellt Reichkanzler Stresemann dem Parlament die Vertrauensfrage. Der Reichstag stimmt mit 231 gegen 156 Stimmen gegen die Regierung Stresemann, woraufhin der Reichskanzler sein Amt niederlegt. Die Nachfolge tritt der Zentrumspolitiker Wilhelm Marx an, der an der Spitze einer bürgerlichen Minderheitsregierung steht. Stresemann erhält das Amt des Außenministers und begründet damit eine Zeit der Kontinuität und Stabilität in der deutschen Außenpolitik.
[Winkler, S. 240/243]
30. November
Die Reparationskommission beschließt zwei unabhängige Expertenkommissionen einzusetzen, die einen Lösungsplan für das Reparationsproblem entwerfen sollen. Diese Entscheidung leitet eine Lösung des Reparationsproblems ein.
[Kolb, S. 67]