Rot-Rot vor dem Ende: Es geht nicht zusammen, was vielleicht zusammen gehörte
Nach der Revolution konnten sich die SPD und die USPD wieder zusammenraufen und eine neue Regierung bilden. Doch waren die Unterschiede und Vorstellungen beider Parteien schlicht zu verschieden, es ging nicht zusammen was vielleicht zusammen gehörte. Bereits ins Laufen gebrachte sozialistische Regierungsprojekte wie die geplanten Sozialisierungsmaßnahmen oder eine durchgreifende Heeresreform mit der Schaffung einer "Volkswehr" konnten nun nicht zum Abschluss gebracht werden. Auf Reichsebene sollte es trotz einer rechnerischen rot-roten Mehrheit in der späteren Nationalversammlung nie wieder zu einer Neuauflage der sozialistischen Koalition kommen.
Volltext:
Rücktritt der unabhängigen Volksbeauftragten.
Die Volksbeauftragten Haase, Dittmann und Barth sind, wie uns in später Nachtsunde mitgeteilt wird, nach langen Verhandlungen mit dem Zentralrat freiwillig aus dem Rat der Volksbeauftragten ausgeschieden.
Wie wir ferner hören, hat der bisherige erste Kommandant von Berlin, Otto Wels, gestern in einem Brief an den Volksbeauftragten Ebert seine Entlassung erbeten, da er unter den gegenwärtigen Umständen die Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit in Berlin, soweit die militärische Seite in Frage kommt, nicht verbürgen kann. - Die von verschiedenen Seiten gemeldete Veränderung in der Besetzung der Leitung des Berliner Polizeipräsidiums ist vorläufig nicht eingetreten.
Quelle:
Vossische Zeitung vom 29. Dezember 1918, Nr. 663/360, S.1
In: http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/kalender/auswahl/date/1918-12-29/27112366/
Bild:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3f/Bundesarchiv_Bild_146-1977-074-08%2C_Volksbeauftragte_Landsberg%2C_Scheidemann%2C_Noske%2C_Ebert%2C_Wissell.jpg