Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie

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Eine freie Hand! Eine starke Hand?

Noch liegt die politische Zukunft Deutschlands in der Schwebe. Die USPD hat den Rat der Volksbeauftragten verlassen. Doch ist sie noch immer mächtig in Staat und Verwaltung. Auch die Weihnachten noch meuternde Volksmarinedivision ist wieder in den Stadtpalast eingekehrt und die Spartakisten machen Stimmung gegen die verbliebene Regierung, wo sie nur können. Diese ist aber wiederum nicht mehr auf die Vertreter der USDP angewiesen und kann die Politik nun frei lenken und ihre Vorstellungen für die Zukunft umsetzen. Wird die Regierung stark genug sein um die junge Demokratie zu schützen oder wird sie von links für eine Räterepublik gestürzt? Wohin wird es mit Deutschland gehen? Die Entscheidungsschlacht darüber wird nur einen Tag später beginnen.

Volltext:

Ein neuer Regierungskurs?

Zum Ausscheiden der Unabhängigen aus der Regierung schreibt die RLT.: Die Regierung hat durch das Ausscheiden der Unabhängigen die Hände frei bekommen, alles hängt nun davon ab, wie sie die Hände rühren, wie sie ihr Bewegungsfreiheit ausnützen wird. Die Trennung von Haase, Dittmann und Barth war zunächst ein schiedlich-friedliches Ereignis, das wie seit dem 9. November üblich, von einem Aufwand vieler und großer Worte begleitet ist. Auf die Taten der gereinigten und geeinigten Regierung haben wir noch zu warten. Die Verwicklungen, die uns bisher auf Schritt und Tritt hemmten, sind alle noch ungelöst. Die Volksmarinedivision ist militärisch noch Herrin der Lage in Berlin. Spartakus hat noch keineswegs abgerüstet, sondern wird zweifellos nach dem Ausscheiden der Unabhängigen neuen Zuwachs erhalten. Im Berliner Polizeipräsidium und in der preußischen Regierung sind die Unabhängigen noch Herr und Meister. Die erste Aufgabe der neuen Regierung wird es sein, überall dort, wo sich der Geist des Spartakus eingenistet hat, von ihrem nunmehr gesicherten Hausrecht Gebrauch zu machen. Dann muss sie auch weiterhin den Beweis erbringen, daß sie Herrin im Hause zu sein vermag, bis die Nationalversammlung zusammentritt. Diese ihre Fähigkeit wird zweifellos in der nächsten Zeit oft und hart auf die Probe gestellt werden. Das Urteil über sie wird davon abhängen, ob sie diese Probe besteht oder nicht.

Quelle:

Jenaische Zeitung. Amts-, Gemeinde- und Tageblatt vom 03. Januar 1919, Nr. 2

In: https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00246815/JZ_Jenaische_Zeitung_169419428_1919_0009.tif

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Ein Projekt des Weimarer Republik e.V. mit freundlicher Unterstützung

Glossar

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis der verwendeten Literatur:

ADGBAllgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
AEGAllgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA-BundGeneral Free Federation of Employees
AVUSAutomobil-Verkehrs- und Übungsstraße
BMWBayrische Motorenwerke
BRTBruttoregistertonne
BVPBayerische Volkspartei
CenterZentrumspartei
DAPDeutsche Arbeiterpartei
DDPDeutsche Demokratische Partei
DNTDeutsches Nationaltheater
DNVPDeutsch-Nationale Volkspartei
DVPDeutsche Volkspartei
KominternCommunist International
KPDKommunistische Partei Deutschlands
KVPKonservative Volkspartei
MSPDMehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands
NSNationalsozialismus
NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei; Nazipartei
NVNationalversammlung
O.C.Organization Consul
OHLOberste Heeresleitung
RMReichsmark
SASturmabteilung; Brownshirts
SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands
SSSchutzstaffel
StGBPenal Code
UfAUniversum Film Aktiengesellschaft
USPDUnabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
VKPDVereinigte Kommunistische Partei Deutschlands
ZentrumDeutsche Zentrumspartei
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[BauerBauer, Kurt, Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall, u.a. Wien 2008.
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(zusammengestellt von Dr. Jens Riederer und Christine Rost, bearbeitet von Stephan Zänker)