Am 6. April 1917 gründete sich in Gotha die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). Damit fanden die jahrelangen Auseinandersetzungen innerhalb er Sozialdemokratie um die Einschätzung des Ersten Weltkriegs ihren vorläufigen Höhepunkt in einer ersten großen organisatorischen Spaltung der Arbeiterbewegung. Die politische Kultur der Weimarer Republik blieb von diesen Spaltungen überschattet.
Bei der Gothaer Gründungskonferenz waren verschiedene Flügel der alten Sozialdemokratie vertreten, die sich allerdings lediglich in der Ablehnung der Bewilligung der Kriegskredite einig waren. Über gemeinsame weitere Ziele nach Ende des Weltkrieges gab es sehr unterschiedliche Positionen. Nach Erfolgen in der Novemberrevolution (und Mitarbeit im Rat der Volksbeauftragten) wurde die USPD bei den Reichstagswahlen von 1920 zur zweitstärksten Partei im deutschen Reichstag mit 80 Mandaten. Doch kaum zwei Jahre später war von der USPD nicht mehr viel zu erkennen: die Partei war faktisch verschwunden, etwa ein Drittel der Mitglieder ging zur KPD, ein weiteres Drittel zurück zur SPD und – man denkt sofort an die Nichtwähler heutzutage - der Rest engagierte sich nicht mehr in einer Partei. Ursache dieses Niedergangs war nicht zuletzt auch die Radikalisierung von Teilen der Mitgliedschaft und die Auseinandersetzungen um die Bewertung der Oktoberrevolution.
In der Geschichtsschreibung zur deutschen Arbeiterbewegung ist der USPD bis heute – im Vergleich zur Geschichte der SPD oder der KPD – wenig Aufmerksamkeit beschieden worden. Die USPD hatte gerade auch in Thüringen ihre Hochburgen. Wichtige Repräsentanten der Thüringer Arbeiterbewegung wie z.B. Wilhelm Bock und Hermann Brill aus Gotha waren Mitglieder der USPD. Ihre Vertreter hatten entscheidenden Anteil an dem Gelingen der Novemberrevolution. Aus Anlass des Jubiläums des Gründungsparteitags in Gotha laden wir ein, sich mit dieser auch lokal- und landesgeschichtlich bedeutsamen Parteientwicklung zu befassen.
Hartfrid Krause studierte in Marburg und Darmstadt Politikwissenschaft, Mathematik und Informatik und arbeitete seit 1976 als Lehrer und Schulleiter in Hessen. Er habilitierte 1975 mit einer Arbeit über die USPD.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der LZT mit dem Verein Weimarer Republik e.V., Bildungvereint e.V., Förderverein Gothaer Tivoli e.V., KommPottPora e.V. und dem Verein für Stadtgeschichte Gotha e.V.
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