Zusammenbruch, Aufbruch, Abbruch?
Die Novemberrevolution als Ereignis und Erinnerungsort
Internationale Fachtagung vom 24. bis 26. November 2017
Weimar
geschlossene Veranstaltung, Teilnahme nur nach Anmeldung möglich
Mit dem Näherrücken des Zentenariums der Novemberrevolution entwindet sich dieses herausragende Ereignis der deutschen Demokratiegeschichte mehr und mehr der Charakterisierung, die Alexander Gallus 2010 prägte. Denn sie hört zusehends auf, eine „vergessene Revolution“ zu sein. In Wissenschaft und Öffentlichkeit wächst die Einsicht, dass der Aufbruch in die erste parlamentarische Demokratie Deutschlands mehr war als eine halbe, stecken gebliebene oder gar verratene Revolution. Stattdessen gelang es, unter der Last eines zu beendenden Krieges und seiner bedrohlichen Friedensverhandlungen, unter den Bedingungen sozialer Not und Ungewissheit und unter beständiger politischer Unruhe und der Gefahr eines revolutionären Bürgerkrieges die erste erfolgreiche verfassunggebende Nationalversammlung nach allgemeinem und gleichen Männer- und Frauenwahlrecht einzuberufen.
Die Konferenz nutzt die Gelegenheit, um die Novemberrevolution in ihren sehr verschiedenen Kontexten und aus verschiedenen Perspektiven neu zu betrachten und ihr in einem umfassenden Sinne neue Konturen zu verleihen: als herausragendes und immer wieder umstrittenes und neu zu verhandelndes Ereignis der deutschen und europäischen Geschichte.
Der Besuch der Konferenz ist kostenfrei. Um Anmeldung wird gebeten: andreas.braune@uni-jena.de
Vor und nach der Konferenz besteht für Teilnehmer/-innen und Besucher/-innen die Möglichkeit, die Ausstellung „Demokratie aus Weimar. Die Nationalversammlung 1919“ im Stadtmuseum Weimar (Karl-Liebknecht-Straße 5, 99423 Weimar) kostenlos zu besuchen.
Freitag, 24.11.2017
14:45 – 15:15 Uhr: Begrüßung
Michael Dreyer & Andreas Braune (Jena) Begrüßung und Einführung
15:15 – 16:45 Uhr:
1. Sitzung: War das Kaiserreich noch zu retten?
Leitung: Andreas Braune (Jena)
Lothar Machtan (Bremen)
Geburtshelfer der Demokratie? Prinz Max von Baden – der letzte Kanzler des Kaisers
Karl Heinrich Pohl (Kiel)
Die unnötige Revolution? Überlegungen zu einer Neuinterpretation der Ereignisse von 1918/19
16:45 – 17:15 Uhr Kaffeepause
17:15 – 18:45 Uhr
2. Sitzung: Umwälzungen des Sagbaren oder Business as usual?
Leitung: Michael Dreyer (Jena)
Nadine Rossol (Essex)
„Die Abdankung unseres Kaisers hat mich nicht besonders getroffen...“ – Emotionen, Erwartungen und Teilhabe an der deutschen Revolution 1918/19
Wolfram Pyta (Stuttgart)
Demokratischer Urknall im Traumland - Kulturhistorische Reflexionen über den Gestaltwandel des Politischen von November 1918 bis Mai 1919
19:30 Uhr Abendveranstaltung
Coudraysaal in der Musikschule Johann Nepomuk Hummel, Karl-Liebknecht-Straße 1
Verleihung des Preises zu Forschungsarbeiten zur Weimarer Republik in den drei Kategorien
Friedrich-Ebert-Preis für die beste Habilitation oder Dissertation
Hugo-Preuß-Preis für die beste Master-, M.A.-, Diplom- oder Staatsexamensarbeit in Kooperation mit der Hugo-Preuß-Stiftung
Matthias-Erzberger-Preis für die beste Bachelorarbeit
Festvortrag
Martin Sabrow (Potsdam/Berlin)
Verhasst – Verehrt – Vergessen. Die Novemberrevolution in der deutschen Gedächtnisgeschichte
21 Uhr Empfang
Samstag, 25.11.2017
9:00 – 10:30 Uhr
3. Sitzung: Die Russische Revolution und die deutsche Linke
Leitung: Andreas Braune (Jena)
Gleb J. Albert (Zürich)
1917-19 – Eine russisch-deutsche Doppelrevolution?
Walter Mühlhausen (Heidelberg)
Programm vs. Realpolitik – Sozialdemokratie und radikale Linke in der Revolution
10:30 – 11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 – 12:30 Uhr
4. Sitzung: Auf- oder Zusammenbruch? Liberale und Konservative in der Revolution
Leitung: Ursula Büttner (Hamburg)
Jens Hacke (Halle)
Das Wagnis der Demokratie. Der Liberalismus zwischen Erneuerung und Existenzkrise
Kirsten Heinsohn (Hamburg)
Zusammenbruch und Kontinuitäten. Konservative Reaktionen auf die Revolution
12:30 – 13:30 Uhr Mittagspause
13:30 – 15:00 Uhr
5. Sitzung: Frauen(bewegung) und Revolution
Leitung: Marcus Llanque (Augsburg)
Ingrid Sharp (Leeds)
Die Frauenbewegung und die Revolution
Hedwig Richter (Hamburg)
Eine revolutionäre Selbstverständlichkeit? Das Frauenwahlrecht als nichtkontroverse Errungenschaft der Revolution
15:00 – 15:30 Uhr Kaffeepause
15:30 – 17:00 Uhr
6. Sitzung: Revolution, Gewalt und Gewaltmonopol
Leitung: Alexander Gallus (Chemnitz)
Mark Jones (Dublin)
Am Anfang war Gewalt. Violence and the German Revolution of 1918-19
Peter Keller (Koblenz)
Der Kaiser ging, die Generäle blieben? Drei Überlegungen zu politischen Agenden und institutionellen Zielsetzungen der deutschen militärischen Führung zwischen Novemberrevolution und Kapp-Putsch
17:00 – 17:30 Uhr Pause
17:30 – 19:00 Uhr
7. Sitzung: Die Revolution und das Recht
Leitung: Michael Dreyer (Jena)
Manfred Baldus (Erfurt)
Die Novemberrevolution und ihre Fragen an das Recht
Daniel Siemens (Newcastle)
Revolutionäre Justiz? Volkssouveränität und Recht bei Erich Kuttner und Walther Lamp’l in der frühen Weimarer Republik
19:30 Uhr gemeinsames Abendessen
Sonntag, 26.11.2017
9:30 – 11:00 Uhr
8. Sitzung: Räume und Orte der Revolution
Leitung: Stefan Gerber (Jena)
Detlef Lehnert (Berlin)
Eine Revolution der Städtevielfalt?
Julian Aulke (Göttingen)
doing space - Die Revolution 1918/20 aus raumanalytischer Perspektive
11:00 – 11:30 Uhr Kaffeepause
11:30 – 13:00 Uhr
9. Sitzung: Die Novemberrevolution: Ein verlorener Erinnerungsort?
Leitung: Alexander Gallus (Chemnitz)
Wolfgang Niess (Stuttgart)
Die ungeliebte Revolution. Die verdrängte und politisierte Erinnerung an 1918/19 im geteilten Deutschland
Martin Sabrow
Kommentar: Die Novemberrevolution als Erinnerungsort der Berliner Republik?
13:00 abschließendes Mittagessen