Tagung zu 150 Jahren Kaiserreich
Am 18. Januar 1871 wurde im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles das deutsche Kaiserreich ausgerufen. Damit fand der von Bismarck vorangetriebene Einigungsprozess seinen vorläufigen Abschluss. Entstanden war zwar ein von vielen Deutschen gewünschter Nationalstaat, als konstitutionelle Monarchie mit einem modernen Wahlrecht und einigen Rechten für Bürger und Parlament. Dennoch war das Reich ein Obrigkeitsstaat, der die Vorherrschaft des Adels zementierte und auf gesellschaftliche Veränderungen nur ungenügend reagieren konnte. Am Ende des Ersten Weltkrieges ging das Reich in einer Revolution unter, dennoch hinterließ es einige Hypotheken, die die Geschichte des 20. Jahrhunderts negativ prägten. Kein Wunder, dass die Bewertung des Kaiserreichs bis heute für Diskussionen sorgt.
Die AG Orte der Demokratiegeschichte lud daher in Kooperation mit der Otto-von-Bismarck-Stiftung, der Forschungsstelle Weimarer Republik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dem Weimarer Republik e.V. in der vorigen Woche unter dem Titel „Einigkeit und Recht – doch Freiheit?“ zu einer Fachtagung ein, die von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert wurde. Eigentlich sollte sie als Präsenzveranstaltung in Berlin stattfinden, aufgrund der Corona-Pandemie wurde sie schließlich jedoch als Zoom-Meeting durchgeführt.
Eine ganze Reihe von Vorträgen widmete sich dabei den verschiedenen Aspekten des Kaiserreichs: den Institutionen, den Mentalitäten, dem Parlament und den Parteien, der Kommunalpolitik, den verschiedenen Milieus und dem Militär. Zudem wurde die Frage nach dem aktuellen Stand der Erinnerungskultur beleuchtet. In den insgesamt 10 Sitzungen gab es eine lebhafte Fachdiskussion, bei der die verschiedenen Erkenntnisse und Einschätzungen debattiert wurden. Am Ende kann festgestellt werden, dass die Tagung den aktuellen Forschungsstand ermittelt und damit eine gute Grundlage dafür gelegt hat, den Jahrestag der Gründung des Kaiserreichs angemessen zu begehen. Im Ergebnis wird noch in diesem Jahr eine Broschüre als Zusammenfassung erscheinen, später ist noch ein ausführlicher Tagungsband vorgesehen. Die AG Orte der Demokratiegeschichte plant dann für das erste Quartal 2021 eine bundesweite Veranstaltungsreihe.