Diskussion um ein Denkmal und Podiumsdiskussion
Wie gehen wir heute mit unseren Denkmälern um? Gerade dann, wenn es sich um ambivalente Persönlichkeiten der Geschichte handelt? Und wenn die Denkmalgestaltung aus längst versunkener Zeit stammt? Diese spannenden Fragen sind in der Stadt Weimar neu gestellt und diskutiert worden, seitdem der Weimarer Republik e.V. über das vergangene Wochenende hinweg das Ernst-Thälmann-Denkmal auf dem Buchenwaldplatz verhüllt hat. Gemeinsam mit der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte e.V. wollte er den Erinnerungsort aus dem Schatten des Vergessens holen und zugleich eine Debatte über den Umgang mit ihm anstoßen.
Die künstlerische Intervention sorgte erwartungsgemäß für ein starkes Echo. Die Initiatoren Dr. Christian Faludi und Stephan Zänker erhielten positive und negative Rückmeldungen. „Keineswegs ging es uns um eine Verhöhnung der Opfer des KZ Buchenwald. Und auch nicht darum, den Einsatz Thälmanns gegen die Nazis und für den Frieden zu leugnen“, stellt Stephan Zänker klar. Allerdings stehe auch fest, dass der langjährige Vorsitzende der KPD ein Gegner der Weimarer Republik war, sie aktiv und auch gewaltsam bekämpfte und die Demokratie somit destabilisierte. Zudem profilierte er sich als willfähriger Anhänger Stalins in der kommunistischen Bewegung. Diese Ambivalenz komme in dem aus DDR-Zeiten stammenden Denkmal nicht zum Ausdruck, vielmehr stehe es für die einseitige Geschichtspolitik der SED. Und dafür, dass in der DDR die Betrachtung der Opfer des Nationalsozialismus stark verengt war.
Gleichwohl steht das Ensemble unter Denkmalschutz, es sollte daher bewahrt werden als Zeugnis seiner Zeit. „Denkmalstürmerei ist überhaupt nicht unsere Absicht“, erklärt Stephan Zänker. Die angeregte Debatte könne vielmehr die Grundlage bilden für die Erstellung einer erklärenden Tafel, die die Biografie Thälmanns und die Geschichte des Buchenwaldplatzes erzählt. Eine solche Erklärung sei wichtig, weil viele Besucher Weimars und jüngere Menschen die gegenwärtige Platzgestaltung nicht verstehen.
Über die Einrichtung einer solchen Tafel herrschte auf einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung im Rahmen des Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte am 14. November große Einigkeit. Rikola-Gunnar Lüttgenau von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, der Publizist Armin Fuhrer, Dr. Christian Faludi und Moderator Sergej Lochthofen diskutierten teilweise kontrovers die Verhüllungsaktion und den Umgang mit dem Thälmann-Denkmal. Auch das Publikum meldete sich intensiv zu Wort.